Wie schließt Du Deine Rentenlücke?

Rentenlücke schliessen

Die Altersvorsorge ist neben dem Vermögensaufbau der große Baustein Deiner persönlichen Finanzen. Und beide hängen eng miteinander zusammen.

Dein Ziel bei der Altersvorsorge ist simpel:

Du willst am Ende vom Geld kein Leben mehr übrig haben.

Oder anders gesagt:

Du möchtest Deine Rentenlücke schließen.

Darum geht es in diesem Beitrag, den ich für Dich in folgende Teile gliedere:

  1. Kurzer Crash-Kurs zur Altersversorge.
  2. Wie berechnest Du Deine Rentenlücke?
  3. Welche Möglichkeiten gibt es, diese zu schließen.
  4. Was ist der einfachste Weg, einen Haken an die Altersvorsorge zu setzen.

Starten wir mit den Basics.


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Du kannst diesen Artikel auch bequem im Podcast Meine Mäuse – der Finanzpodcast für die Familie hören. Dann erfährst Du auch mehr darüber, wie Eva und ich unsere Altersvorsorge organisieren.


Sushi statt Linsensuppe

Der große Unterschied zwischen dem Vermögensaufbau und der Altersvorsorge ist die Perspektive und daraus ableitend das Ziel.

Beim Vermögensaufbau möchtest Du effektiv Kapital aufbauen, um Dir damit Sicherheit und Freiheit zu kaufen. Dein Vermögen generiert Dir passives Einkommen, was Du als Werkzeug nutzen kannst.

Bei der Altersvorsorge möchtest Du Dein Langlebigkeitsrisiko absichern. Dir darf schlichtweg die Kohle im Alter nicht ausgehen. Das Ziel ist nicht, möglichst vermögend zu sein, sondern einfach nur genug zu haben. Das Geld muss reichen, um Dir bis zum Tod am Sonntagabend Sushi statt Linsensuppe auf den Teller zu zaubern, ohne dabei Deiner Familie auf der Tasche zu liegen.

Das Thema Altersvorsorge ist facettenreich und komplex. In Deutschland ist es in drei Schichten gegliedert:

  • Schicht 1 – Die Basisvorsorge: Gesetzliche Rentenversicherung, Rürup, Versorgungswerke o.ä
  • Schicht 2 – Staatlich geförderte Vorsorge: Betriebliche Altersvorsorge und Riester
  • Schicht 3 – Private Vorsorge: So ziemlich alles andere

Deine Rentenlücke wirst Du irgendwo innerhalb dieser drei Schichten schließen. Aber dazu gleich mehr. Erst mal müssen wir zwei wichtige Fragen klären:

Was ist Deine Rentenlücke und wie hoch ist sie?

Mind the gap

Die gesetzliche Rente bildet einen Baustein Deiner Altersvorsorge. Sie bietet eine gute Basis, aber eben auch nicht mehr. Sie wird wohl nicht ausreichen, Dir im Alter Deinen gewünschten Lebensstil zu erhalten.

Diese Differenz zwischen Deiner zu erwarteten Rente und der Wunschrente ist Deine Rentenlücke.   

Rentenlücke = Wunschrente – Erwartete Nettorente.

Schauen wir uns die Wunschrente mal genauer an. Das ist Deine beste Schätzung, wieviel Geld Du im Alter brauchst.

Wahrscheinlich benötigst Du in der Rente nicht mehr so viel Geld wie heute. Die Kids sind aus dem Haus, einige Versicherungen fallen weg (BU, Risikoleben), vielleicht hast Du ein abbezahltes Eigenheim und für den Vermögensaufbau sparen brauchst Du auch nicht mehr. Du befindest Dich jetzt in der Entnahmephase Deines Lebens.

Wie kannst du Deine Wunschrente schätzen? Vielleicht so.

Wunschrente = Erwartete Fixkosten + Variable Lebenshaltungskosten + Sicherheitspuffer

Fixkosten sind Miete oder Instandhaltungskosten bei Eigenheim, Versicherungen, Essen usw. Die variablen Lebenshaltungskosten sind all das, was Spaß macht (Reisen, Ausgehen, Urlaub, …). Der Sicherheitspuffer ist ein Schnaps obendrauf, um, naja, halt sicher zu sein.

Die Schätzung Deiner Wunschrente ist keine exakte Wissenschaft. Du kannst auch einfach mit dem dicken Daumen arbeiten und 80% Deiner heutigen Lebenshaltungskosten ansetzen.

Wunschrente = 80% Deiner heutigen Lebenshaltungskosten

Du kennst nun Deine Wunschrente. Jetzt brauchen wir noch die erwartete Nettorente.

Das ist die Summe all Deiner Altersbezüge, die Du sicher bekommst. Das sind Einkommen aus der staatlichen Rentenversicherung, Deiner betrieblichen Altersvorsorge und garantierte Rentenauszahlungen Deiner privaten Renten- oder Lebensversicherungen (wenn vorhanden).

Erwartete Nettorente = Nettobezüge aus gesetzlicher Rente + betrieblicher Altersvorsorge + garantierter Rente aus privater Renten- oder Lebensversicherung.

Die Informationen hierzu findest Du in Deinem Rentenbescheid und Deinen jährlichen Versicherungsinformationen.

Vergleiche Deine Wunschrente mit Deiner erwarteten Nettorente. Gibt es eine Lücke? Dann lass uns diese jetzt gemeinsam stopfen.

Schicht für Schicht die Rentenlücke schließen

Jetzt geht es im Schnelldurchlauf durch die verschiedenen Schichten. Wie kannst Du Deine Rentenlücke schließen?

Schicht 1– Die Basisvorsorge:

RürupIn diesem Artikel habe ich gemeinsam mit dem Versicherungsfuchs die Rürup-Rente für Dich analysiert.

Fazit: Rürup ist interessant für:

  1. Alle, die nicht in die gesetzliche Rente einzahlen können.
  2. Gutverdienende Angestellte mit hohem Grenzsteuersatz.
  3. Menschen, die z.B. kurz vor der Rente eine hohe Abfindung bekommen.

Findest Du Dich hier wieder? Wenn nicht, dann kannst Du Rürup getrost ignorieren.

Schicht 2 Staatlich geförderte Vorsorge:

Betriebliche Altersvorsorge (BAV) – Das Thema BAV ist komplex und unterliegt ständig gesetzlichen Änderungen. Deshalb gebe ich hier die BAV stark vereinfacht wieder.

Eine BAV lohnt sich immer, wenn Deine Firma die kompletten BAV-Beiträge übernimmt. Dann ist es geschenktes Geld. Wenn sie einen Teil übernimmt, dann musst Du es Dir genau ausrechnen, ob es sich lohnt. Gibt es keine Zuschüsse vom Arbeitgeber, dann wirst Du wahrscheinlich mit einer privaten Lösung in der dritten Schicht (siehe unten) besser fahren.

Das muss zum Thema BAV an dieser Stelle reichen. Hier findest Du mehr Informationen.

Riester-Rente – Ein furchtbares Produkt, auch wenn es für Dich und Deine Familie wahrscheinlich Sinn macht. Ich finde es furchtbar, weil mir das Herz blutet, wenn ich sehe, wie viele unserer Steuergelder auf dieser Altersvorsorge verschwendet werden. Ein Großteil der Förderungen fließt direkt wieder ab, in Form von Provisionen für Produktanbieter.  

Aber das muss so nicht sein, wenn Du ein paar Dinge beachtest. In diesem Beitrag habe ich das Thema Riester-Rente grundlegend für Dich aufgearbeitet. Das Fazit: Riester lohnt sich insbesondere für:

  1. Eltern, aufgrund der hohen Zulagen für Kinder.
  2. Geringverdiener, weil für hohe Zulagen selbst wenig eingezahlt werden muss.
  3. Gutverdienende, aufgrund der steuerlichen Absetzbarkeit.

Schicht 3 Private Vorsorge:

Jetzt wird es interessant!

Renten- und Lebensversicherungen – Es mag Ausnahmen geben, aber in den meisten Fällen ziehst Du mit diesen Versicherungs-Produkten den Kürzeren. Die hohen Gebühren und die inflexiblen Vertragsbedingungen überwiegen steuerlichen Vorteilen (wenn überhaupt vorhanden). Ich selbst bin durch meinen größten finanziellen Fehler ein gebranntes Kind. Wenn schon private Altersvorsorge, dann bekommst Du das selbst besser hin, ohne Versicherungsprodukte.

Exoten Geldanlagen – Dazu zähle ich Crowdinvesting, P2P-Kredite, Kryptos (Bitcoin), geschlossene Fonds, usw. Das ist nichts, womit Du Deine Altersvorsorge regeln möchtest. Es lohnt höchstens zum Spekulieren mit kleinen Beträgen.   

Rohstoffe / Gold – Das Problem bei Rohstoffen wie Gold ist, dass sie Dir kein Einkommen generieren, sondern eher als Sicherheitsanker im Portfolio dienen. Hier beantworte ich Dir die Frage, ob Du in Gold investieren solltest.

EigenheimDie eigenen vier Wände sind ein sinnvoller Teil Deines Altersvorsorge-Mix. Das Eigenheim zahlt Dir zwar kein Einkommen, reduziert dafür aber im Alter Deine Ausgaben (signifikant). Dadurch sinkt Deine Wunschrente und verkleinert Deine Rentenlücke.

Vermietete Immobilie – Eine Wohnung oder Haus als Kapitalanlage ist eine wunderbare Art der Altersvorsorge, da sie Dir einen gut planbaren Cash-Flow im Alter generiert. Aber das Vermieten ist nicht jedefrau und jedermanns Sache. Da musst Du der Typ für sein. Meine Berliner Wohnungen bilden einen wichtigen Baustein unserer Altersvorsorge.

Anleihen / Renten / Festgeld – Zinsprodukte eignen sich wegen ihrer geringen Wertschwankung (Volatilität) generell gut für die Altersvorsorge, aber auch nur, solange es Zinsen gibt. Aktuell ist das eher schwierig. Zum Vermögensaufbau würde ich derzeit Zinsprodukte links liegen lassen. Gehst Du aber den Schritt in die Rente, kannst Du einen Teil Deines Vermögens in diese schwankungsärmeren Geldanlagen umschichten, um Dein Vermögen so zu sichern.

Was fehlt jetzt noch? Du errätst es: Der Aktienmarkt.

Hier spielt die Musik.  

Altersvorsorge mit Aktien-ETFs

Ich bin ein großer Fan vom Vermögensaufbau im Aktienmarkt. Ein großer Teil unseres Familienvermögens liegt in diesen drei ETFs. Die Mischung aus hohen Durchschnittsrenditen und schneller Verfügbarkeit (Liquidität), machen diese Assetklasse zum heiligen Gral der Geldanlage.

Was ist das Problem am Aktienmarkt? Die hohen Wertschwankungen in Deinem Depot machen diese Geldanlage zu einer emotionalen Achterbahnfahrt. Dein Vermögen kann kurz- und mittelfristig stark schwanken.

Aber ist das auch ein Problem für Deine Altersvorsorge? Nicht wirklich. Denn wir reden hier über sehr lange Zeiträume – Jahrzehnte statt Jahre. Und solange Du immer fleißig in breitgestreute ETFs investierst, egal wo der Markt gerade steht, landest Du langfristig wohl beim Marktdurchschnitt von rund 7% Realrendite (nach Inflation). Die Macht des Zinseszinses kann so wirken und Deinen Vermögensschneeball wachsen lassen.

Einmal einen ETF-Sparplan aufgesetzt, kannst Du ihn einfach laufen lassen und Dich um die wichtigen Dinge im Leben kümmern. Wie Du so einen ETF-Sparplan einfach aufsetzt, habe ich Dir hier erklärt.

Aber wie hoch muss der Betrag sein, den Du für Deine Rente ansparen musst?

In drei Schritten die Rentenlücke schließen

Wir haben oben Deine Wunschrente und Deine erwartete Nettorente berechnet. Die Differenz ist Deine Rentenlücke. Das war schon mal der wichtige erste Schritt.

Im zweiten Schritt kannst Du daraus ein Zielvermögen errechnen, das Dir die Differenz ausgleicht. Du triffst einige Annahmen zur Rendite, zum Renteneintritt und zum erwarteten Lebensalter. Daraus ermittelt sich die magische Zahl, die Du bis zum Renteneintritt ansparen musst. Dieses Vermögen wird rechnerisch reichen, damit Dir bis zum Lebensende das Geld nicht ausgeht.

Der dritte Schritt dient Dir jetzt dazu auszurechnen, wieviel Du monatlich ansparen musst, damit Du das Zielvermögen zum Renteneintritt erreichst. Auch hier triffst Du wieder Annahmen.

Klingt das zu kompliziert?

Dann lass diesen Job doch einfach einen Rechner für Dich erledigen. Es gibt davon einige im Netz. Am besten gefällt mir der Rentenlücke-Rechner von meinen Finanzfluss-Kollegen. Hier kannst Du mit wenigen Eingaben ein brauchbares Ergebnis erzielen.

Setze jetzt einen Haken an Deine Altersvorsorge

Dies war mein heroischer Versuch, das Thema Altersvorsorge in nur einem Blogbeitrag für Dich zu klären und etwas Struktur in dieses vermeintlich komplexe Thema zu bringen. Das wichtigste dabei ist:

Du selbst kannst am besten Deine Rentenlücke schließen. Dafür brauchst Du keine Hilfe von Finanzberatern.

Zum Schluss möchte ich Dir noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben:

  1. Je früher Du die Weichen für Deine Altersvorsorge stellst, desto besser. Gib dem Zinseszins Zeit seine Arbeit zu tun.
  2. Durch eine breitere Streuung Deiner Altersvorsorge verringerst Du Dein Risiko. Eine Mischung aus gesetzlicher Rente, Aktien-ETFs, Immobilien, ggf. betrieblicher Rente oder Riester, schützt Dich vor bösen Überraschungen, wenn es mal in einer Altersvorsorgeklasse nicht gut laufen sollte.  
  3. Bleib flexibel. Das Leben ist schwer planbar und wird sich anders entwickeln, als Du heute denkst. Solange Du im Zweifelsfall Deine Kosten runter- bzw. Deinen Einnahmen hochfahren kannst, haut Dich ein Schicksalsschlag nicht um.

Meine Altersvorsorge ist ein wilder Mix aus allen drei Schichten: Die gesetzliche Rentenversicherung bildet die Basis und wird ergänzt durch eine betriebliche Altersvorsorge (die mein Arbeitgeber zahlt). Dazu kommt das ETF-Portfolio, unser Eigenheim und die beiden vermieteten Immobilien. An das Thema Altersvorsorge habe ich jetzt schon einen Haken gesetzt.  

Und genau das kannst Du auch machen. Mit einigen wenigen Anpassungen kannst Du jetzt die Weichen stellen, um Deine Rentenlücke zu schließen. Steuere Deine Immobilien- und Aktienmarktinvestitionen so aus, dass Du Dein Zielvermögen beim geplanten Renteneintritt erreichst, um so Deine Rentenlücke zu schließen.   

Damit fängst Du am besten sofort an.  

Wie sieht Deine Altersvorsorge aus? Hast Du Dir Deine Rentenlücke schon ausgerechnet und wie willst Du sie schließen? Ich bin schon gespannt auf Deinen Kommentar!

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