Langeweile. Erinnerst Du Dich noch an das Gefühl, zu viel Zeit zu haben?
Was Dir heute als Luxus erscheint, war früher ganz normal. In Deiner Schulzeit, ja selbst im Studium oder der Ausbildung gab es noch viel unverplante Zeit. Es war kein knappes, kostbares Gut, wie es heute ist.
Ich werde oft gefragt, wie ich in meinem Leben zeitlich alles unter einen Hut kriege: Job, Kinder, Beziehung und Freundschaften, fast täglich Sport, Hobbies und nicht zu vergessen diesen Blog und meinen Podcast am Laufen zu halten. Dabei reicht die Zeit sogar noch für ein bis zwei gute Bücher pro Monat.
Hier die kurze Antwort:
Ich gehe einfach sehr effektiv mit meiner Zeit um.
Die lange Antwort ist komplexer. Denn es gibt nicht nur diese eine Methode, die mir das Leben vereinfacht und dadurch Zeit spart. Es ist eine Vielzahl von Zeitmanagement-Methoden oder auch einfach nur Gewohnheiten. Über die Jahre habe ich viel ausprobiert und einiges wieder verworfen.
In diesem Beitrag teile ich mit Dir, wie ich mein Zeitmanagement genau gestalte. Zusammengekommen ist eine illustre Liste mit insgesamt 20 Punkten – alles mit dem Ziel, mehr Zeit für die Familie und mich selbst zu haben.
Möchtest du wissen, welche Kniffe und Methoden ich nutze? Dann lass uns keine Zeit verschwenden. Legen wir los.
Diesen Artikel im „Meine-Mäuse Podcast“ hören
Du kannst diesen Artikel auch bequem im Podcast Meine Mäuse – der Finanzpodcast für die Familie hören. Dann erfährst Du auch, wie Eva und ich mit dem Thema Zeitmanagement umgehen.
1. Wenn, dann richtig
Es klingt wie eine Plattitüde. Aber wie so oft im Leben, sind es die ganz simplen Dinge, die am besten funktionieren. So auch hier:
Wenn Du was machst, mach es richtig.
Fokus ist das Stichwort. Auch wenn es nicht immer einfach ist, ich versuche mich voll auf das zu konzentrieren, was ich gerade tue. Multi-Tasking ist mein Feind. Wenn ich im Job an einer Aufgabe sitze, schalte ich die E-Mails aus. Beim Schreiben eines neuen Artikels lasse ich mich nicht durch Social Media oder verführerischem Research im Internet ablenken. Mein Fokus liegt dann nur auf dem Schreiben. Spiele ich mit meinen Kindern, blende ich alles andere aus.
Wenn Du Dich voll auf etwas konzentrierst, bist Du nicht nur effizienter, sondern nimmst die Aufgabe auch bewusster war. Im Idealfall kommst Du irgendwann in einen Flow und kannst damit noch Dein persönliches Glücksgefühl steigern.
2. Große Ziele, kleine Ziele
Über die Jahre habe ich viel mit Zielsetzungen rum experimentiert. Heute habe ich einen Mix gefunden, der für mich funktioniert.
Ich setze mir langfristige, konkrete Ziele, die ich dann in kurzfristige Ziele runterbreche. Seit meinem Heureka Moment habe ich mir zum Beispiel vorgenommen, mit 45, also in ein paar Jahren, finanziell frei zu sein. Das Ziel hat sich über die Jahre abgewandelt, aber ich habe die ganze Zeit bewusst oder unbewusst darauf hingearbeitet – unsere Kosten in der Familie kontrolliert und Vermögen aufgebaut.
Meine aktuellen langfristigen Ziele (bis 2024) sehen so aus.
- Ich bin schuldenfrei – die Kredite für das Eigenheim und die vermieteten Wohnungen sind vorzeitig zurückgeführt.
- Ich absolviere einen Ironman – am liebsten in Frankfurt, vor meiner Haustür.
- Ich kann ohne Einkommen von meinem Haupt-Job die Familie ernähren – durch andere Einkommensquellen, wie diese.
Diese Ziele breche ich dann runter in kleinere Unterziele.
Ich rechne mir aus, wieviel ich bei unseren Immobilien jedes Jahr sondertilgen muss und setze es dann um. Für den Ironman musste ich dieses Jahr erst mal das Kraulen lernen (hat trotz Corona geklappt). Nächstes Jahr kommt das Rennrad hinzu und schließlich erste Triathlon-Kurzdistanzen. Für mein Nebengewerbe habe ich mir dieses Jahr zum Ziel gesetzt einen Podcast zu starten (Meine-Mäuse), das Design vom Blog zu überarbeiten und einen Online-Kurs über Familienfinanzen zu erstellen.
Ohne eine Zielsetzung, mit ganz konkreten und ausformulierten Zielen, würde ich in meiner knappen Zeit niemals so viel umsetzen können.
Setzt Du Dir Ziele? Versuche es mal – Du wirst überrascht sein, wie gut es funktioniert.
3. Kleinvieh macht auch Mist
Kleine Veränderungen, große Wirkung.
Ich verbessere mein Leben kontinuierlich – nicht durch große Schritte, sondern eher durch Tippelschrittchen. Kleine Änderungen meiner Gewohnheiten haben langfristig einen großen Effekt.
Denn wir überschätzen massiv, was wir kurzfristig erreichen können, und unterschätzen, welche Berge wir langfristig versetzen können. Ich experimentiere immer wieder mit kleinen Änderungen in meinem Alltag. Das meiste davon verwerfe ich wieder. Aber einiges bleibt hängen. Dazu zählt zum Beispiel die News-Diät (mehr dazu später), meine Entscheidung, mich von den meisten Kleidungsstücken zu trennen oder peu à peu meine Sparquote durch kleine Änderungen zu erhöhen. Diese kleinen Effizienzgewinne schaufeln langfristig viel Zeit frei, die ich dann mit meiner Familie genießen kann.
Wann hast Du das letzte Mal eine kleine Gewohnheit in Deinem Leben verändert?
4. Finger weg!
Ich bin ein Freund von To-Do-Listen. Nicht selten fange ich mir einen genervten Blick meiner Liebsten ein, wenn ich mal wieder eine Aufgabenliste an unseren Kühlschrank klebe.
Aber ich mag auch das kleine Schwesterlein der To-Do-Liste, die Not-To-Do-Liste. Darauf stehen all die Sachen, die ich mir abgewöhnen will. Auch hier sollen wieder kleine Veränderungen in meinen Gewohnheiten zu einer langfristig großen Verbesserung meiner Lebensqualität führen.
Hier ist ein Bild meiner aktuellen Not-To-Do-Liste, die an meinem Home-Office-Plätzchen hängt.
Diese Visualisierung hilft mir die Themen auch umzusetzen. Ich werde ständig daran erinnert und kann diese schlechten Gewohnheiten hoffentlich aus meinem Leben verbannen. Meine Not-To-Do-Liste aktualisiere ich regelmäßig.
Hast Du schlechte Gewohnheiten, die Du nicht mehr in Deinem Leben haben möchtest? Dann bastle Dir Deine eigene Not-To-Do-Liste.
5. Der frühe Vogel fängt den Wurm
Ich bin eine Lerche. Nicht wegen meines melodiösen Pfeifens – obwohl das auch nicht zu verachten ist – sondern weil ich die frühen Morgenstunden liebe.
Den Wecker stelle ich mir zwar noch, brauche ihn aber eigentlich nicht. Meine innere Uhr signalisiert mir auch so pünktlich in den Tag zu starten. In den Stunden von 5 Uhr bis 6:30 Uhr schaffe ich mehr an kreativer Arbeit, als von 19 bis 23 Uhr. Während ich diese Zeilen schreibe ist es 5:30 Uhr an einem Dienstagmorgen. Mein Kopf ist frei, das Haus ist ruhig und ich habe meine ganz persönliche Nico-Only Zeit.
Manchmal gehe ich auch früh eine Runde laufen, wenn es im Sommer schon hell draußen ist. Oder ich trainiere mit Gewichten und höre dabei eine spannende Podcast-Folge.
Diese frühen Morgenstunden sind meine persönliche Zeit, bevor ich fremdbestimmt vom Job oder der Familie in Beschlag genommen werde.
Bist Du auch eine Lerche oder doch eine Eule? Was auch immer Deine produktivste Zeit ist: Nutze diese Stunden, um Deine wichtigsten Aufgaben des Tages zu erledigen.
6. Prioritäten zahlen sich aus
Du nimmst Dir für den Tag einiges vor. Schreibst dafür eine To-Do-Liste mit all den Aufgaben, die Du heute erledigen möchtest. Einfach so runterweg. Du bist voll motiviert. Dein Blick wandert über die Liste und Du überlegst, was Du zuerst anpackst.
Na, ist es nicht verführerisch, erst mal mit den Aufgaben zu starten, die Dir am meisten Freude bereiten? Mir geht es oft so. Dann muss ich mich dazu aufraffen, eine klare Priorisierung in die Liste zu bringen. Meist sind es ein oder zwei Aufgaben, die deutlich wichtiger sind als alle anderen. Die nehme ich mir zuerst vor. Dann kommt der Rest.
Es ist eine psychologische Kiste. Wenn du die großen Themen direkt angehst, flutschen die Kleinen einfach hinterher. Verzettelst Du Dich am Anfang, bleiben die wichtigen Themen liegen.
Ich kann mich entweder sklavisch an die ursprüngliche Priorisierung halten oder aber nach jeder erledigten Aufgabe neu entscheiden, was wichtig ist. Beides funktioniert – es kommt bei mir auf die Tagesform an.
Auch wenn es manchmal eiserne Disziplin erfordert, es zahlt sich aus.
7. Die Vielfalt macht‘s
Alles hat seine Zeit im Leben – und das gilt auch für den einzelnen Tag.
Mein Ziel ist es, den Tag möglichst vielfältig zu gestalten. Ich möchte weder zu viel Zeit im Job verbringen noch den ganzen Tag mit den Kids auf dem Spielplatz sein oder acht Stunden Sport treiben. Die Mischung macht den Tag lebenswert – und damit mich glücklicher. Ich kann mehr schaffen und auch mehr genießen, wenn ich meinen Tag vielfältig gestalte und mich zu den verschiedenen Zeiten voll auf den Moment konzentriere.
Leider verbringen wir sehr viel Zeit in unseren Jobs – da sind unsere Stunden weitestgehend fremdbestimmt. Die Vielfalt kommt zu kurz, leider. Deshalb war es mir wichtig, die Anzahl meiner freien Tage zu erhöhen. Den Schritt in die Teilzeit bin ich kürzlich gegangen. Aus fünf Arbeitstagen wurden drei. Jetzt kann ich mir an vier Tagen in der Woche meinen Tag so gestalten, wie ich möchte.
Ein typischer Tag sieht dann so aus: Nachdem ich die Kids in die Schule und den Kindergarten gebracht habe, gibt es erst mal eine Sporteinheit (Schwimmen oder Laufen). Dann folgen ein paar Stunden Zeit für Blog und Podcast – zeitlich befristet, mit klarer Zielsetzung – gefolgt von Hausarbeit, Hobby oder Lesen. Nachmittags hole ich die Kids wieder ab und verbringe selbigen mit ihnen. Abends genieße ich dann die Zeit mit meiner Frau oder treffe Freunde.
Durch den Mix an Aktivitäten bin ich fokussierter und kann den Moment mehr genießen.
Wenn Du abends erschöpft auf der Couch einpennst, dann könnte es auch daran liegen, dass der Tag zu monoton war. Versuche etwas Schwung und Vielfalt in den Alltag zu bringen. Es wirkt Wunder.
8. Vom Kopf aufs Papier
Mir schwirren so viele Dinge im Kopf rum!
- Ich darf die Grillzange für das Vater-Kind-Zelten nicht vergessen.
- Im Zeitmanagement-Artikel für Finanzglück fehlt noch meine Not-To-Do-Liste.
- In der Kunden-Präsentation brauche ich noch einen Slide mit meinen Kontaktdetails.
- Und so weiter und so fort.
Wenn ich mir all diese Einfälle merken müsste, würde mein Kopf explodieren. Ok, vielleicht etwas weniger dramatisch: Ich würde mir meinen Kopf durch unnütze Gedanken blockieren. Deshalb muss es raus aus dem Gehirn. Mehrmals täglich kritzel ich solche Geistesblitze auf kleine Zettelchen, tippe sie als Notiz in mein iPhone oder nehme sie als Sprachmemo auf. Egal ob ich auf dem Spielplatz, beim Joggen oder auf dem Klo bin.
Sobald ich meinen Gedanken festgehalten habe, verschwende ich keine Zeit mehr darauf und richte meinen Fokus neu aus. Auch ist die Gefahr gebannt, etwas Wichtiges zu vergessen.
Notierst Du Dir Deine Gedanken?
9. Vilfredo Pareto lässt grüßen
Müsste ich mich auf nur eine Zeitmanagement-Methode beschränken, dann würde ich ohne zu zögern das Pareto-Prinzip wählen – auch genannt die 80-zu-20-Regel.
Der gute Vilfredo Pareto hat bereits Anfang des 20. Jahrhundert statistisch belegt, dass Du in vielen Fällen 80% des Ergebnisses mit nur 20% des Aufwandes erreichen kannst. Das heißt im Umkehrschluss, dass Du für den Feinschliff, also die letzten 20%, stolze 80% des Aufwandes benötigst.
Diese einfache Daumenregel lässt sich auf die allermeisten Bereiche im Leben anwenden. Ein Ok-Ergebnis reicht aus. Schlampig arbeiten ist manchmal in Ordnung. Die E-Mail an den Kollegen oder die interne Präsentation muss nicht bis in die letzte Zeile perfektioniert werden und eine schnelle Mahlzeit für die Familie muss keinen Sternekoch beeindrucken.
Sicherlich gibt es auch Bereiche, in denen ich es sehr genau nehmen möchte. Dazu zählt die Steuererklärung oder eine Vertragsdokumentation im Job. Oder auch das Verfassen dieses Beitrages. Bis zur finalen Fertigstellung werden über zehn Stunden vergehen, in denen ich die einzelnen Worte und Sätze über mehrere Wochen verwerfe und neu schreibe.
Aber das ist die Ausnahme. In den meisten Fällen reichen mir 80% des Ergebnisses.
Nutzt Du das Pareto-Prinzip?
10. Was Du heute kannst besorgen…
Prokrastination- Wer hat sich bloß dieses Zungenbrecher-Wort für solch ein einfaches und uraltes Konzept ausgedacht?
Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
Ich komme von Haus aus nach meiner Oma – Gott hab sie selig. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, eine Aufgabe mehrere Tage liegen zu lassen. Mir geht es ähnlich. Ich bin einer dieser unausstehlichen Typen, die abends mit einem aufgeräumten E-Mail-Postfach nach Hause gehen.
Das gilt für all die Dinge, die ich auf jeden Fall erledigen muss. Dann gibt es noch eine Kategorie der Aufgaben, die sich irgendwann von selbst erledigen könnten. Da spiele ich dann bewusst auf Zeit. Und schließlich haben wir noch die Kategorie an Aufgaben, die ich gar nicht beabsichtige irgendwann zu erledigen. Die große Kunst ist also früh zu entscheiden, in welche Kategorie die einzelnen Aufgaben passen (hier experimentiere ich gerade mit der Eisenhower-Technik, siehe unten).
Die wichtigen Aufgaben schiebe ich nicht auf, sondern erledige sie so schnell wie möglich. Dann sind sie aus dem Kopf und der To-Do-Liste und das Leben geht weiter.
Aufgrund der Länge habe ich diesen Beitrag zweigeteilt. Im zweiten Teil geht es unter anderem um das Wort „Nein“, Deadlines, mentale Bilder, Automatisierungen und Outsourcing und die Tools, die ich im Alltag nutze.
Hast Du bis hierhin schon Fragen, Kommentare oder Anregungen? Ich bin schon gespannt auf Deinen Kommentar!
Hallo Nico,
wieder ein Super Artikel. Inspirierend wie du dich immer selber motivierst und das alles durchziehst. Ich kenne alle oder ähnliche der vorgestellten 20 Methoden aber ich scheitere immer wieder daran das alles mal konsequent einige Zeit anzuwenden.
Insbesondere die Anwendung dieser Not- Todos werde ich nach dieser Lektüre mal wieder versuchen anzugehen.
– NEWS Diät (kostet mich 1-2h am Tag)
– Handy im Schlafzimmer (kostet mich Qualität in der Beziehung zu meiner tollen Frau).
Habe daher direkt mal deine Not-TODO Liste ausgedruckt da Sie 1:1 auf mich zutrifft.
Lichtblick für alle Mitleser denen es ähnlich geht: Hab die finanzielle Freiheit in 2020 trotzdem erreicht mit Anfang 40. Freue mich schon auf viele weitere tolle Artikel von dir.
Klaus Apfel
Moin Klaus,
dann schicke ich Dir direkt auch die Updates, wenn sich die Liste ändert 🙂
VG, Nico