Was uns Kinder über Finanzen lehren

Kinder Finanzen

Meine Kinder erstaunen mich immer wieder. Irgendwie schaffen sie es mir einen Spiegel vorzuhalten. Mich zum Nachdenken zu bringen.

Sollte ich nicht einfach mal den Moment genießen, statt über die Zukunft oder Vergangenheit nachzugrübeln? Warum bin ich nachtragend? Die beiden Lütschen können mich einiges über das Leben lehren.

Und das geht nicht nur mir so. Auch Eva, vom Blog Kinderleichte Finanzen, hat zwei kleine Lehrmeister zuhause, die sie sogar beim Thema Finanzen weiterbringen. Wie das genau funktioniert, beschreibt sie Dir hier.

Was uns Kinder über Finanzen lehren

Bei mir sind es die Berge. Schon immer. Schon als Kind.

Mit meiner Mutter wanderte ich im Sommer über die Almwiesen. Dabei erlebten wir unten im Tal die drückende Hitze, während oben um uns eine klare Frische war. Aber auch im Winter, mit Brettern unter den schweren Skischuhen: Das in das Tal sausen, dieses Leichte, versprach ein zuverlässiges Glück.

Das, was wir als Kinder geliebt haben, begleitet uns oft ein Leben lang

Im Laufe unseres Lebens vergessen viele diese Schwerelosigkeit, dieses Sein. Anderes drängt sich in den Vordergrund. Die Ausbildung, die Karriere, die Familiengründung. Die vielen Erwartungen auch an uns selbst lassen kaum noch Platz für das Unbeschwerte. Mithalten wird wichtiger. Ein schönes Haus, der repräsentative Firmenwagen oder die Designermarken. Plötzlich scheint alles ein Konkurrenzkampf zu sein um knappe Ressourcen, die im Grunde nichts anderes sind als Bewunderung, Respekt und Nähe.

Ich dachte früher, dass mich dieses Anhäufen von immer mehr Besitz und Status nicht berührt. Doch auch ich sollte als Erwachsene erfahren, dass der Wettbewerbsgedanke mich voll erfasst hat

Familiengründung und Hauskauf

Nachdem ich mich mit Anfang dreißig beruflich bewährt hatte, standen Familiengründung und Hauskauf in der Großstadt als Nächstes auf dem Programm. Schon wollte ich voller Überzeugung in das Angestellten-Hamsterrad mit hohem Immobilienkredit über die nächsten fünfundzwanzig Jahre und kleinen Kindern einsteigen.

Allerdings machte es der zehn Jahre andauernde Immobilienboom in den deutschen Großstädten nahezu unmöglich, eine passende Immobilie zu finden. Ich fürchtete schon um unsere Altersvorsorge. Kaufen war doch immer besser als mieten. Andere konnten sich doch auch ein eigenes Häuschen leisten. Erst viel später sollte ich erfahren, dass eine Immobilie nicht immer die beste Wertanlage ist:

Es kommt darauf an.

Auch bei den Finanzen ist nicht alles schwarz-weiß

Nach Jahren der erfolglosen Suche, sprach ich mit Bekannten, die überzeugte Mieter waren, offen über Finanzen. Plötzlich eröffnete sich mir eine neue Welt. Es war wie ein Vorhang, der mir den Blick verdeckte und ich nun zur Seite schieben konnte. Ich verschlang Finanzbücher, und erfuhr: Kaufen kann eine sehr gute Idee sein, doch nicht in jeder Lage. Aktien sind eine großartige Geldanlage, doch am besten langfristig und mit geringen Gebühren. 

Vieles ist bisher gut gelaufen in den letzten Jahren. Beispielsweise habe ich früh Geld gespart, in Aktien und Fonds investiert und schon immer sehr gut verdient. Nun geht es ans optimieren: Lieber kaufe ich den günstigeren ETF anstatt den aktiv gemanagten Fonds, der in den letzten Jahren auch nicht besser abschnitt. Die Kapitallebensversicherung mit den horrenden Gebühren ist keine gute Idee, selbst wenn sie staatlich gefördert wird. Diese habe ich genauso still gelegt wie die freiwillige, betriebliche Altersvorsorge mit den garantierten 2 % Rendite pro Jahr, doch nur, wenn ich den Arbeitgeber nicht wechsle.

Plötzlich fühlte sich das Leben wieder leichter an 

Fast spürte ich wieder das unbeschwerte Gefühl von früher, als mir Besitz, Altersvorsorge und das Repräsentieren fremd war. Ich muss jetzt nicht mehr über fünfundzwanzig Jahre lang sehr gut verdienen und mich an meine Arbeit klammern, um unseren Lebensstandard zu halten.

Mir wurde klar, dass ich von Anfang an Kinder hätte beobachten sollen. Sie wissen ja so einiges, was wir verlernt haben.

Dabei ist mir aufgefallen: Alle Kinder sind geborene Unternehmer und Investoren. Uns Erwachsenen ist nur irgendwann mal die Zuversicht abhanden gekommen. Sechs Leitsätze sind meines Erachtens besonders eindrücklich und versprechen einen langfristigen Erfolg bei den Finanzen:

1) Fehler sind unvermeidlich – lasst uns trotzdem starten!

Noch nie habe ich von einem Kind gehört, dass sich bewusst gegen das Gehen entschieden hat, weil das Unfallrisiko zu groß wäre. Natürlich übt es geduldig, bevor es losgeht. Zuerst den Kopf heben, dann vom Rücken auf den Bauch rollen, dann das Krabbeln und bis hin zu den ersten Schritten. Doch die ganze Zeit über bleibt es diszipliniert bei der Sache, obwohl es sich durchaus häufig verletzt.

Der Erfolg ist also nur mit Rückschlägen möglich, sei es bei der Finanzanlage oder beim Gründen eines Unternehmens. Bestimmt war es nicht meine klügste Idee, nur aufgrund der steuerlichen Erleichterung eine kapitalgebundene Lebensversicherung abzuschließen. Aber was solls? Wichtiger ist es, zu starten und am Ball zu bleiben.

2) Die eigenen Überzeugungen können sich auch mal ändern

Für Kinder ist die Welt von Beginn an höchst komplex und alles ist neu. Wahrscheinlich ändert sich unsere Welt auch später nicht. Wir Erwachsene versuchen nur Muster zu erkennen, wo es keine gibt. Zumeist sind diese Muster Glaubenssätze von unseren Eltern oder Freunden, wie: „Kaufen ist immer besser als Mieten.“ oder „Die Börse ist reine Zockerei.“ Manche Erwachsene befürchten, ihr ganzes Leben steht auf wackeligen Beinen, sollten diese Muster nicht absolut wahr sein und verteidigen sie komme was wolle.

Gerade beim Geld wird mehr gefühlt als gerechnet. Vielleicht, weil wir viel zu wenig über das Thema persönliche Finanzen sprechen und voneinander lernen? Ich verbrachte viele Monate mit der Immobiliensuche, bis ich für andere Meinungen offen war. Dann erst erfuhr ich von einem Kaufpreis-Miet-Verhältnis und dass dieses bei den Häusern, die ich besichtigt habe, bei rund 38 lag. Die waren also kaum geeignet für unsere Altersvorsorge!

Kinder wissen jedenfalls, dass sie ihre Annahmen stets neu ausrichten müssen, um sich in unserer Welt zurechtzufinden. Sie stellen sich nicht gleich als Person infrage, wenn sie mal falsch liegen.

3) Alles ist möglich, bist du noch unterwegs

Ich bin Österreicherin und aufgewachsen mit den Liedern von Ambros, Falco, Reinhard Fendrich und der EAV. Der Name dieser Band, Erste Allgemeine Verunsicherung, sagt ja schon viel aus.

Erwachsene denken oft, dass wir uns vor allen Unbilden des Lebens schützen können durch Versicherungen. Viele sind sinnvoll, wie beispielsweise die Berufsunfähigkeitsversicherung oder die Haftpflichtversicherung. Doch andere sind einfach zu viel des Guten. 

Unsere Aufgabe ist es, uns bewusst zu machen, wovor wir uns schützen können und wovor nicht. So tragisch ein Unfall für jede Familie ist, eine Unfallversicherung kann ihn nicht verhindern. 

4) Der Besitz von Konsumgütern ist langweilig

Kinder sind die geborenen Sparer. Viele Eltern mögen da heftig widersprechen. Sie müssen nur einmal mit den Kleinen in den Spielwarenladen gehen, die Quengelei nach immer neuem Spielzeug ist schwierig auszuhalten. Kaum besitzen die Kleinen das Gewünschte, sehnen sie sich schon nach etwas anderem. Dabei ist zu beobachten: Es geht nicht um den Besitz, sondern um das Erlebnis. Hundertmal lieber spielen sie mit Papa im Wald mit Stöcken als alleine oben im Zimmer mit dem teuersten Kaufmannsladen.

Warum dann nicht von der Stadtbibliothek leihen? Sobald der Reiz des Neuen verflogen ist, locken eine schier unendliche Auswahl an weiteren Spielen und Büchern für kleines Geld. Mieten kann in vielen Bereichen, nicht nur bei den Immobilien, die bessere Wahl sein: Hin und wieder einen Sportwagen mieten ist allenfalls günstiger, als einen Neuwagen zu kaufen.

5) Routinen sind wichtig

Jeder, der kleine Kinder hat oder schon mal auf welche aufgepasst hat, weiß: Sie lieben Routinen, sie geben ihnen Halt. In unserer Familie bedeutet das ein Abendessen um 18:30 Uhr, dann ins Bad und spätestens um 20:00 Uhr ins Bett. Nicht immer, doch oft verspricht das tägliche Ritual einen guten Schlaf und entspannte Kinder. Auch wir Erwachsene können uns für gute Gewohnheiten im Alltag entscheiden. Der Vorteil ist, dass wir nach einiger Zeit ohne viel Nachdenken das Richtige machen. So lässt sich langfristig Geld sparen.

Mit einem Einkaufszettel, an den wir uns auch tatsächlich halten, kaufen wir weniger Unnötiges im Supermarkt. Selbst kochen mit frischen, regionalen Lebensmitteln ist günstig und gesund. Plastik und Geld sparen wir, indem wir Wasser und gelegentlich hochwertige Öle verwenden für die Körperpflege, anstatt der herkömmlichen Produkte aus der Drogerie.

6) Sparen, nicht horten

Geiz ist kleinen Kindern fremd. Sie sind keine kleinen Dagoberts, die ihre Wertsachen vor anderen verschließen, nur für die eigene, persönliche Freude. Sie wollen ihre Werke teilen und bewundern die Produkte anderer.

Erwachsene scheuen viel häufiger das Risiko und fühlen sich sicher, wenn der Kontostand beständig wächst. Jeder verlorene Euro schmerzt zehnmal mehr als die Freude über den Gewonnenen. Wie viel optimistischer wäre es, anderen Geld zu leihen, die dann Ideen umsetzen und mehr daraus erwirtschaften? Das ist möglich mit dem Kauf von Unternehmensanteilen, also Aktien. Klar, das bedeutet auch ein Risiko. Doch das größte Risiko bleibt das Vermeiden von Gefahren. Die Zeit und die Inflation nagen schon an dem Speicher voller Goldmünzen.

Vielleicht lehren uns Kinder nicht nur viel über Finanzen, sondern auch über das Leben.

Vor einem halben Jahr sind wir als Familie vom Norden Deutschlands in die Berge Bayerns gezogen. Wahrscheinlich war das eine unserer mutigsten Entscheidungen der letzten Jahre. Jedenfalls ist auch hier nicht alles rosarot und bestimmt ist diese Vorstellung nicht für jeden erstrebenswert, doch für uns war es das Richtige.

Es lebt sich jetzt etwas leichter. Fast so wie früher. Kinderleicht.

Eva von ​Kinderleichte Finanzen


Eva ist Mutter eines Mädchens (geboren 2018) und eines Jungen (geboren 2015) und beruflich voll eingebunden. Der hektische Alltag ihrer Familie lässt sich nur bewältigen mit der vollen Unterstützung ihres Mannes. Trotzdem gibt es Tage, an denen beide von den vielen Aufgaben schier überwältigt werden. Durch das Schreiben für das Portal kinderleichtefinanzen.de hofft sie, Ideen zu geben für ein einfacheres Leben dank mehr Finanzwissen und selbst viel dazuzulernen.

Eva KinderleichteFinanzen


Bock auf mehr Finanzglück? Dann trage Dich doch einfach für den Newsletter ein.

Meine Depot-Bank seit über 10 Jahren

Mein Geschenk an Dich!

Familienfinanzen - Was Eltern über Geld wissen müssen

Das E-Book zum Blog gibt es im kostenlosen Finanzglück-Newsletter.

5 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Beitrag. Die Perspektive einfach mal umzukehren finde ich super. Wir können unseren Kids nicht nur Dinge beibringen, sondern auch viel von ihnen lernen – gerade in Bezug auf unser eigenes Leben. Einfach mal machen, hinfallen, aufstehen und lernen. 🙂

    Danke dir, ich freue mich auf die zukünftigen Beiträge!

    Cheers,
    Carlos

  2. Ein wirklich schöner Beitrag.

    Wer vielleicht ein paar Anregungen sucht, wie er oder sie auch seinen Kindern noch etwas über Finanzen beibringen kann, dem sei das Buch “Rich Dad Poor Dad” (gibt’s auch auf deutsch) ans Herz gelegt.

    Hier wird mit einfach Worten und kleinen Geschichten geschildert, wie Vermögen entsteht.

    Viele Grüße

    1. Hallo ETF Österreich,

      vielen Dank! Das Buch habe ich auch gelesen. Es gibt sogar eine Version für Kinder: Rich Kid, Smart Kid. Seit diesem Jahr auch auf deutsch. Bei vielen Beiträgen habe ich mich von beiden Büchern inspirieren lassen.

      Viele Grüße, Eva

  3. Liebe Eva,

    ich beschäftige mich seit über 25 Jahren mit dem Thema Vermögen ausbauen und sichern. Dein Blog gefällt mir. Weiter so, denn wir lernen leider alle in der Schule viel zu wenig über Geld und Finanzen. Dabei ist es Eigenverantwortung und auch du hilfst den Menschen zu einer besseren finanziellen Bildung.

    Beste Grüße
    Jörn Dickmann

Kommentare sind geschlossen.