Freitagsfrage: Sollte Philipp den Cost-Average-Effekt nutzen?

Cost-Average-Effekt

Willkommen zur Freitagsfrage!

Hier geht es wieder mal um Deine Meinung. Ich gebe eine kurze Einleitung zu einer konkreten Frage. Dann übernimmst Du die Show.

Heute wollen wir 33.000 Euro investieren.

Cost-Average-Effekt oder nicht?

Finanzglück Leser ist in einer Situation, die viele von uns schon erlebt haben. Er hat einen größeren Betrag zur Verfügung und überlegt, wie er ihn investieren soll. Alles auf einmal. Oder gestückelt über längere Zeiträume, um den Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt) zu nutzen? Oder sollte Philipp auf den perfekten Moment warten und dann All-in gehen?

Gar nicht so einfach. Aber lassen wir erst mal Philipp selbst zu Wort kommen.

33.000 Euro für den Aktienmarkt

Meine Frau (30) ist angehende Lehrerin und ich (35) bin Referent in einem Bundesministerium. Um unsere Altersvorsorge machen wir uns zwar wenig Sorgen: Ruhegehalt. Als risikoaverse Beamte sparen wir aber noch je eine Riester-(ETF-)Rente an. Unseren monatlichen Überschuss legen wir seit ca. drei Jahren in ETF an. Und auch unsere Zwillingstöchter (2) besparen mit ihrem Kindergeld eigene ETF. Du merkst schon: Für die Zwecke des Vermögensaufbaus vertrauen wir eher auf steigende Kurse als auf (ewig weiter) steigende Hauspreise.

Ein sog. Wohnriester, den ich mir vor Jahren hatte aufschwatzen lassen, war mir deshalb nur noch lästig. Aus den von Dir beschriebenen Motiven (“Mein größter finanzieller Fehler – das Finale“) habe ich den Vertrag zwischenzeitlich gekündigt. Das frei gewordene Kapital in Höhe von ca. 33.000 EUR möchte ich in jedem Fall in ETF anlegen. Spannend für mich ist nur die Frage: Wann? Volker Looman (FAZ), dem ich sonst alles glaube, würde mir (a) wohl raten: Alles! Sofort! Und ich weiß auch, dass bei einem noch 30jährigen Anlagehorizont Verluste statistisch unwahrscheinlich sind. Um den Cost-Average-Effekt zu nutzen, könnte ich (b) auch gleichgroße Häppchen über die nächsten 12/24/36 Monate im Sparplan unterbringen. Oder (c) ich halte das Geld zurück und warte auf die nächste Pandemie oder US-Wahl oder sonst abrupt sinkende Kurse für den Einstieg. 

Was würdet Ihr machen?

Da reiche ich das Zepter doch gleich mal an dich weiter.

Welchen Rat würdest du Philipp in dieser Situation geben?

Freitagsfrage: Sollte Philipp den Cost-Average-Effekt nutzen?

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7 Kommentare

  1. Moin Philipp,

    wie bzw. wann sollst du eine größere Summe Geld investieren? Diese Frage kommt mir regelmäßig in der Freitagsfrage, aber auch im Coaching. Und es gibt tatsächlich keine Pauschalantwort, sondern ist eine individuelle Typenfrage.

    Das Worst-Case-Szenario wäre es, wenn du alles sofort investierst, ohne dich damit wohlzufühlen. 33.000 Euro sind eine ganze Menge Geld, aber dein Seelenfrieden ist wichtiger. Die Geldanlage muss für dich passen. Das ist keine rationale Entscheidung, sondern Bauchgefühl.
    Zu deinen Optionen: Ich würde an deiner Stelle nicht auf Option C setzen. Den perfekten Zeitpunkt zum Kaufen wirst du eh nicht treffen. Bleiben also die Investition der gesamten Summe, eine Streckung über z.B. 2-3 Jahre oder ein Mix aus beiden.

    Wenn du dir nicht sicher bist, würde ich letzteres wählen. Investiere also erst mal nur einen Teil, ein Drittel oder die Hälfte, und setzte einen Sparplan auf, der den Rest regelmäßig und zu festgelegten Zeitpunkten z.B. über einen Zeitraum von zwei oder drei Jahren investiert.

    Vielleicht kommt es in diesem Zeitraum ja auch ein starker Einbruch und du investierst den Rest in einer Summe komplett?

    Viele Grüße
    Nico

    1. Lieber Nico,
      liebe Finanzglück-Gemeinde,

      vielen Dank für eure Antworten, die – wie ich zugeben muss – für meine Anlageentscheidung schon zwar zu spät kommen. Mich aber im Nachhinein bestärken.

      Vorab eine Ergänzung zum Hintergrund, die meine Überlegungen vielleicht nachvollziehbar macht: Hatte schon im Feb. / März 2020 überlegt den Wohnriester aufzulösen, bin aber einfach nicht „aus dem Quark“ gekommen. Und ärgere mich seitdem über die verpasste Kursentwicklung der vergangenen 18 Monate. So kam der Gedanke auf, die nächste, günstige Möglichkeit abzuwarten.

      Ob und wann die kommt (und ob sie dann als solche erkannt wird) ist – da bin ich deiner Meinung, Nico – ungewiss. Ich habe, als die Kurse jüngst infolge Evergrande nachgegeben haben, einfach unsere ETF mit der vollen Summe aufgestockt. Dabei ist mir bewusst, dass ich den Cost-Average-Effect zwar ungenutzt lasse, folge aber unserer wichtigsten Leitlinie beim Umgang mit Geld: Ich will die Sache von den Füßen haben und nicht weiter daran denken. Aus diesem Grund haben wir uns ganz zu Anfang auf nur zwei (90% World, 10% EM) ETF von Vanguard geeinigt, die wir seitdem Monat für Monat blindlings bedienen. Das ließe sich – wie mir klar ist – bestimmt noch verbessern. Schützt uns aber zuverlässig vor Wankelmut und Undiszipliniertheit.

      Dazu eine interessante Selbstbetrachtung: Kaum dass das Geld auf dem Tageskonto eingegangen war, kam der Gedanke an einen Thermomix auf =)

      Viele Grüße
      Philipp

  2. Du investierst das einfach gemäß deiner Strategie.
    Sofern du noch keine Strategie hast (danach klingt es, denn sonst würdest du dich ja nicht mit dieser Frage beschäftigen), machts du erst eine Strategie und investierst den Betrag dann gemäß dieser Strategie.

  3. Ich würde ein erstes Häppchen gleich investieren un den Rest dann zeitlich verteilt.
    Ob das nach irgendwelcher Forschung die beste Möglichkeit ist wäre mir dabei relativ egal.
    Es ist mein Geld, also muss es für mich passen und ich mich damit wohl fühlen.
    Erstens würde ich mich ärgern wenn ich alles investiere und dann die Kurse runterpurzeln (egal ob rational oder nicht – ich WEISS, dass es mich ärgern würde). Zweitens kann ich mit dem nicht sofort investierten Teil dann ggfls. neue Chancen nutzen oder es auch investieren wenn ich neue Investmentideen habe (ich kaufe nicht nur ETFs, sondern auch Einzelaktien).
    Meine Meinung: Die rein rational vernünftigste Lösung muss für dich nicht die beste sein, wenn du dich damit einfach nicht wohl fühlst…

  4. Hallo Philipp,

    du hast also drei Jahre Börsenerfahrung. Das heißt, du hast Corona und auch den kurzen Dip Ende 2018 mit gemacht. Wie ging es dir dabei? Gelassenheit? Leichte Unruhe? Nervosität? Panik?
    Wenn dich die Drawdowns kalt gelassen haben, dann gibt es sachlogisch nur eine richtige Wahl (ex-ante): All-in.
    Das ist der Kopf, der ist aber “unwichtig” wenn es um die Börse geht..Setze die 33k€ um die es geht mal für dich ins Verhältnis. Um wieviel Prozent würde dein Depot dadurch ansteigen, wieviel Prozent vom Nettovermögen ist das, wie verhalten sich die 33k€ zu deinem Humankapital, bzw. dem, was du/ihr bis zum Ruhestand noch sparen werdet?

    Wenn du dich mit All-in nicht wohl fühlst trickse doch etwas. Order Gebühren sollten heute ja kein Thema mehr sein, also investiere den Betrag wöchentlich/zweiwöchentlich über drei Monate. Dann ist Ende des Jahres alles investiert und du hast vielleicht ein paar noch kommende Schwächephasen genutzt. Und wenn keine kamen ist das Geld nicht allzuviel teurer untergebracht.

    Zuletzt noch ein bisschen zusätzlicher Lesestoff zum Thema 🙂
    https://www.gerd-kommer-invest.de/angst-vor-dem-allzeithoch/
    https://www.gerd-kommer-invest.de/einmalanlage-vs-phaseninvestment/
    https://www.finanzwesir.com/blog/vanguard-all-world-sparplan
    https://ofdollarsanddata.com/why-buying-the-dip-is-a-terrible-investment-strategy/

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