Schulden – gefährlich und sinnvoll zugleich (Teil 1)

Schulden

Ich bin hoch verschuldet. Da gibt es nichts zu beschönigen.

Mit einem sechsstelligen Betrag stehe ich in der Kreide. Das Geld schulde ich gleich zwei Banken, die im Gegenzug die Kontrolle über meine größten Vermögenswerte übernommen haben. Sollte ich nicht pünktlich zum Monatsanfang meinen Schuldendienst leisten, machen die Kameraden mir das Leben zur Hölle. Garantiert.

Aber das ist schon ok.    

Denn obwohl ich eigentlich Schulden meide wie der Teufel das Weihwasser, habe ich diesen Verbindlichkeiten meinen Segen gegeben. Denn bei meinen Schulden handelt es sich um sinnvolle Schulden.

Bitte? Wie können Schulden denn sinnvoll sein?

Es kann tatsächlich gute Gründe geben den Gang zum hiesigen Geldverleiher anzutreten und mit gesenktem Haupt um ein paar Taler zu bitten. Wobei in diesen Tagen die Banken schon dankbar sind, ihre Kohle überhaupt irgendwo hinschütten zu können.

In diesem längst überfälligen Rundumschlag zum Thema Schulden teile ich mit Dir meine Sicht auf dieses schwierige Thema.

  • Was sind gefährliche und was sinnvolle Schulden?
  • Welche Rolle spielen dabei Dein Konsum, Dein Humankapital und Dein P2P-Kredit?
  • Solltest Du besser Schulden tilgen oder investieren?
  • Welche Schuldenstrategie fährt der Sturm-und-Drang-Typ, welche der Privatier?
  • Und am wichtigsten: Was hat es mit Herrn Freybier und Herrn Poloch auf sich?

Starten wir mit Aschenputtel.


Diesen Artikel im „Meine-Mäuse Podcast“ hören

Du kannst diesen Artikel auch bequem im Podcast Meine Mäuse – der Finanzpodcast für die Familie hören. Dann erfährst Du auch, wie Eva und ich mit Schulden umgehen.


Die Guten ins Töpfchen…

Schulden unterteile ich mit dem dicken Daumen in zwei Lager:

  • Sinnvolle Schulden produzieren Einkommen.
  • Gefährliche Schulden finanzieren Konsum.

Wofür kann es sinnvoll sein Dich zu verschulden?

1. Dein Humankapital

Du leihst Dir Geld, um es in Dich zu investieren. Davon solltest Du mittel- bis langfristig auch finanziell profitieren. Das Auslandssemester oder die Fortbildung geben nicht nur Deiner Persönlichkeitsentwicklung einen Boost, sondern hübschen auch Deinen Lebenslauf auf. Du profitierst durch die Investition in Dein Humankapital, indem Du ein höheres Gehalt verdienst und kannst Deine Schulden damit locker abtragen.

2. Dein Business

Egal ob haupt- oder nebenberuflich: Ein eigenes Gewerbe könnte Deinem Vermögensaufbau Rückenwind geben. Dabei kann es gerade am Anfang nötig sein Fremdkapital aufzunehmen, um Werkzeuge, Maschinen oder Materialien zu kaufen. Oder auch um einfach nur so lange liquide zu bleiben, bis die ersten Rechnungen von Deinen Kunden bezahlt werden. Durch diese zweckgebundenen Schulden generiest Du einen Erlös, der Deine Schulden tilgt und Dir als Sahnehäubchen einen netten Profit in die Kasse spült.

3. Deine Vermögenswerte

Du leihst Dir Geld, um damit Vermögenswerte zu kaufen, die im Wert steigen und/oder Dir ein laufendes Einkommen generieren. Das könnte z.B. ganz klassisch die vermietete Immobilie sein. Egal ob du es an Fremde vermietest oder an Dich selbst (das wäre dann Dein Eigenheim): Am Ende des Monats hast Du mehr Geld im Beutelchen, sei es durch Mieteinnahmen anderer oder Deiner eigenen Mietersparnis. Damit kannst Du dann Deinen Kredit tilgen. Aber Vermögenswerte beinhalten natürlich noch ganz andere Asset-Klassen, wie z.B. Anleihen, Aktien (ETFs) oder sogar P2P-Kredite und Kryptos.

In allen drei genannten Kategorien schaffst Du durch die Aufnahme eines Kredites einen Wert und generiest zusätzliches Einkommen, welches hoffentlich deutlich höher ist als die Zins- und Tilgungslast Deiner Schulden. Soweit zur Theorie.

Ich spüre schon, wie Dir gerade der Puls nach oben schnellt. Du den Zeigefinger hebst und mir ein lautes: „Mooooment Mal, Herr Finanzglück!“ zuraunst. Behalte es noch einen Moment für Dich. Zu den Einschränkungen kommen wir gleich.

Lass uns erst auf mal die anderen Schulden zu sprechen kommen.

Und die Schlechten ins Kröpfchen…

Alle anderen Kredite passen in die Schublade der gefährlichen Schulden.

Es geht in erster Linie um Konsumentenkredite. Das sind Kredite, mit denen Du Konsumgüter oder Dienstleistungen finanzierst. Durch den Kauf schaffst Du Dir keinen Vermögenswert. Das heißt, wenn sie einmal konsumiert sind, hast Du keinen Gegenwert zu Deinen Schulden.

Die Latte reicht hier von Ratenkrediten für den neuen Fernseher passend zur nächsten Fußball-WM, dem Napoleon Prestige PRO 825 Gasgrill, um den Nachbarn zu beeindrucken oder auch dem All-Inclusive Familienurlaub auf den Malediven. Dabei ist es auch wurscht, ob Du auf Deinen Kredit Zinsen zahlst oder eine verführerische 0%-Finanzierung aufgeschwatzt bekommst. Im letzteren Fall kannst Du davon ausgehen, entweder versteckte Kosten zu tragen oder das Produkt zu teuer gekauft zu haben.     

Gefährliche Schulden brauchst Du nicht, wenn Du einem einfachen Prinzip folgst:

Kaufe Dir nur, was Du auch von Deinem Ersparten bezahlen kannst.  

Eigentlich ganz banal.  

Danger!

Was gefährliche Schulden bewirken, kannst Du Dir abends mit lecker Popcorn beim Schuldenporno mit Peter Zwegat in der Hauptrolle reinpfeifen. Die Handlung beim Schuldenporno folgt, genau wie beim Namensvetter, fast immer einem gleichen Muster:

Es beginnt mit ein paar harmlosen Konsumschulden, die für sich genommen gar nicht so problematisch sind. Aber es werden immer mehr Schulden oben draufgesattelt, bis die Last irgendwann über den Kopf wächst. Als Brandbeschleuniger wird oft noch ein Schicksalsschlag wie Scheidung oder Krankheit in den Ring geworfen. Schließlich kommt es im Grand Finale zum Unhappy Ending – Zahlungsunfähigkeit und Privatinsolvenz.  

Und das passiert öfter als Du denkst. Laut Schuldneratlas 2018 sind knapp 7 Millionen Verbraucher in Deutschland überschuldet. Das sind rund 10% der Bevölkerung. Bei dieser Zahl schlackern einem die Ohren.

Und so eine Überschuldung ist kein Zuckerschlecken. Physische und psychische Probleme bis hin zu Angstzuständen sind nicht selten. Besonders in Familien bringt eine angespannte Finanzlage den Haussegen in Schieflage.

Die Moralkeule lasse ich dabei noch außen vor. In meiner Großelterngeneration hat man sich häufig noch dafür geschämt verschuldet zu sein. Heute sind Schulden salonfähig. Ein Kredit für die Wohnzimmerrenovierung schockiert keinen mehr.

Konsumkredite sind verführerisch und die Hemmschwelle ist niedrig. Deshalb sind sie so gefährlich.  

Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not

Eigentlich solltest Du gut ohne gefährliche Schulden auskommen können.

Kleinere Ausgaben bezahlst Du aus dem laufenden Einkommen. Größere Posten sparst Du Dir vorher an. Bei Notfällen, wie der kaputten Waschmaschine, bedienst Du Dich der Notreserve von 3-6 Monatsgehältern, die Du immer auf Deinem Giro- oder Tagesgeldkonto parkst.

Wenn es zu einem größeren Notfall kommt – dem überraschend kaputten Auto oder einem echten Schicksalsschlag – dann musst Du einen Teil Deiner Vermögenswerte versilbern. Und nur wenn das nicht möglich ist, kannst Du im absoluten Notfall einen kurzfristigen Kredit aufnehmen. Den tilgst Du dann mit höchster Priorität. Aber solche Fälle kommen sehr selten vor.

Mit etwas Voraussicht und Planung kannst Du gefährliche Schulden gut vermeiden.

Sie steht ihren Mann

Kommen wir zurück zu den sinnvollen Schulden. Hier gibt es einige gewichtige Einschränkungen – und zwar in jeder der drei Kategorien:

Humankapital: Du solltest sicherstellen, dass Deine kreditfinanzierten Investitionen in Dein Humankapital auch verhältnismäßig sind. Das wird sicherlich der Fall sein, wenn Du einen BAföG-Kredit für Dein Studium aufnimmst oder Dir ein Auslandspraktikum finanzierst. Schwieriger wird es bei einem sechsstelligen Kredit für Dein Physikstudium in Harvard, nur um Dich dann für eine Karriere als Krankenpflegerin zu entscheiden.

Business: Überlege Dir wirklich gut in wie weit Du Dich für Deine unternehmerische Tätigkeiten verschulden möchtest. Wenn sich Deine Geschäftsidee als Luftnummer entpuppt, was nicht selten ist, fliegst Du finanziell voll auf die Schnauze. Das Einkommen bleibt aus, aber die Schulden sind noch da. Fange vielleicht besser erst mal klein an und finanziere die schwierige Startphase aus Deinem Ersparten. Dein Wachstum kannst Du dann aus Deinen steigenden Einnahmen finanzieren.  Bootstrapping heißt das auf Gründer-Neudeutsch.

Vermögenswerte: Jetzt geht’s rund! Denn unter diesen Begriff können wir eine ganze Latte an Investitionen packen. Von den allermeisten Investitionen auf Pump kann ich Dir nur abraten. Es klingt zunächst einmal verführerisch einen niedrig verzinsten Kredit aufzunehmen und dann in eine Asset-Klasse mit hoher langfristiger Rendite zu investieren. Beispielsweise nimmst Du einen kurzlaufenden Kredit mit 2% Zins auf und holst Dir mit Deinen P2P-Krediten 9% Rendite wieder rein. Die Differenz ist Dein Profit.

So einfach ist es aber leider nicht. Eine hohe Rendite geht immer mit einem hohen Risiko einher. Das ist die ureigenste Bankerweisheit, die seit Anbeginn des Geldverleihens unwiderlegt ihren Mann steht.  

Mama, lass die Finger davon

Was heißt jetzt Risiko? Bei Investitionen ist es neben dem Ausfallrisiko der Geldanlagen vor allem die Volatilität, sprich die Wertschwankungen. Das Ausfallrisiko kannst Du durch eine breite Streuung versuchen in den Griff zu bekommen. Aber die Volatilität kannst Du nicht so einfach hinters Licht führen.

So kann Dir z.B. der Aktienmarkt langfristig, also über Jahrzehnte, eine reale Rendite (nach Inflation) von 7% bringen. Aber morgen schon können die Kurse stark einbrechen und dann für fünf Jahre auf niedrigem Niveau vor sich hindümpeln. Darauf nimmt Dein Gläubiger leider keine Rücksicht. Die Kameraden wollen ihr Geld wiedersehen und würden Dich beim Kurseinbruch zwingen Deine Geldanlagen mit Verlust zu verkaufen (auch Margin Call genannt). Wenn es dort nichts mehr zu holen gibt wird Dein Privatvermögen gepfändet – im schlimmsten Fall bis zur Privatinsolvenz.

Wenn Du mit kurzfristigen Krediten in langfristige volatile Assets investierst ist die Katastrophe vorprogrammiert. Solch eine Achterbahnfahrt kannst Du nur angehen, wenn Du hohe Reserven in petto hast. Mit einer Familie an Bord brauchst Du als Privatinvestor über solche Spielchen gar nicht erst nachzudenken.

Als Beispiel hatte ich jetzt den Aktienmarkt genannt. Aber du kannst das im Prinzip auf alle risikoreichen Vermögenswerte übertragen, wie z.B. auch P2P-Kredite. Die sind nichts anderes als hochriskante Konsumentenkredite (der Kreis schließt sich…). Diese Vermögensklasse ist noch viel zu jung, um abschätzen zu können, wo in einem richtigen Crash die Reise hingeht. Als Beimischung können P2P-Kredite Sinn machen, so wie die meisten risikoreichen Geldanlagen. Aber auf keinen Fall kreditfinanziert.

Aber gibt es denn jetzt einen Vermögenswert, bei dem Schulden sinnvoll sein können?

Ein Schluck aus der Pulle

Das gute alte Betongold!

Immobilien sind schweineteuer und anders als ein Aktienmarkt-Portfolio nicht wirklich teilbar. Du kannst nicht jeden Monat ein 240stel Haus kaufen bis es irgendwann Dir gehört. Du musst in einem Schwung den vollen Betrag zahlen. Und das ausschließlich mit Eigenkapital zu leisten ist schon ein ordentlicher Schluck aus der Pulle. Da müsstest Du einiges auf der hohen Kante haben, um so einen Brocken an Liquidität ohne Fremdkapital zu wuppen.

Aber zum Glück gibt es für diese besondere Assetklasse einen sehr liquiden Finanzierungsmarkt. Immobilien kannst Du vergleichsweise günstig und über sehr lange Laufzeiten finanzieren. Indem Du einen langlebigen Vermögenswert mit langfristigen Krediten bezahlst, ist das Risiko besser planbar. Die Rahmenbedingungen der Schuldenaufnahme bei Immobilienkäufen passen also.

Trotzdem solltest Du Deine Kreditkonditionen mit Bedacht wählen. Das Ziel ist es irgendwann Deine Schulden abzuzahlen. Mit wenig Eigenkapital und einer sehr geringen Tilgung wirst Du nicht in der Lage sein Deine Schulden zu tilgen, während Du noch voll im Saft Deiner Schaffenskraft steckst.

Kurzfristig kannst Du Deine Lebenssituation ganz gut einschätzen. Aber ob Du mit Anfang 50 von Deinem Arbeitgeber oder Ehepartner überraschend vor die Tür gesetzt wirst, kannst Du heute kaum abschätzen. Je länger Deine Kredite laufen, desto größer ist das Risiko, dass es das Leben nicht mehr gut mit Dir meint.

Denn solange eine Hypothek auf Deiner Immobilie liegt, bist Du abhängig von Deinem Gläubiger. Und diese Abhängigkeit ist das größte Risiko bei Immobilienschulden.

Herr Poloch aus dem Mahnwesen

Die Sonne scheint und die Welt lächelt Dir zu.  

Der gemütliche Herr Freybier aus der Baufi-Abteilung entpuppt sich im Beratungstermin als ein echtes Harmoniefrettchen. Es wird viel gewitzelt und der Filterkaffee wird ungefragt nachgeschenkt. Den Hosenscheißern schenkt Herr Freybier ein kleines Sparschweinchen und nuschelt etwas von „früh übt sich…“ in seinen Backenbart.  

Und dieses lockere Verhältnis hält genau solange, bis es bei Dir zu Problemen kommt. Der Mieter Deiner Wohnung entpuppt sich als Messie und zahlt keine Miete mehr. Oder Du verlierst Deinen Job, gehst durch eine fiese Scheidung oder erkrankst. Was auch immer der Grund ist: Durch die Einkommensausfälle kannst Du Deinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber Bank nicht mehr nachkommen.

Plötzlich ist die freundliche Bank um die Ecke gar nicht mehr so reizend. Statt Deine schwierige Situation mit Herrn Freybier zu besprechen – er hat doch sicher Verständnis – geht plötzlich Herr Poloch aus dem Mahnwesen ans Telefon. Und der ist so schrecklich unentspannt.

Eine Bank wird alles unternehmen, um sich ihr Geld von Dir zurückzuholen. Das ist ihre Pflicht. Auch kleine Schicksalsschläge können dann ausreichen, um Dir Deinen Bankkredit um die Ohren zu hauen. Und diese Abhängigkeit willst Du vermeiden.

Deshalb ist eine schnelle Schuldentilgung in den allermeisten Fällen sinnvoll.

Aufgrund der Länge habe ich diesen Beitrag geteilt. Den zweiten Teil findest Du hier. Darin geht es dann um die Frage „Schulden tilgen oder investieren“, meine eigenen Schulden und wie wir es schaffen in fünf Jahren komplett schuldenfrei zu sein.

Hast Du bis hierhin schon Fragen oder Kommentare? Was ist Deine Einstellung zu Schulden? Ich freue mich schon auf Deinen Kommentar!


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20 Kommentare

  1. Hallo Miteinander,

    auch ich finde dass Verschuldung Sinn machen kann, auch im Privatbereich. So habe ich mich darüber geärgert, mein Auto ohne Kredit gezahlt zu haben, anstatt einen – heutzutage – sehr günstigen Kredit aufzunehmen. So hätte ich nun weiteres Kapital zu Verfügung, welches ich an der Börse zu einer hohen Rendite einsetzen könnte. Gemessen an meinen früheren Quoten, wäre die Rendite um einiges höher gewesen als die Zinskosten.

    Grüße, Kalle

  2. Ein Fehler steht schon im ersten Absatz: “…die im Gegenzug die Kontrolle über meine größten Vermögenswerte übernommen haben….”

    Ich gehe von einer Standardfinanzierung über die Bestellung einer Grundschuld und nicht von einer Hypothek aus. Die Banken haben garantiert nicht nur die Kontrolle über deine “görßten Vermögenswerte” übernommen, sondern über “ALLE deiner jetzigen und zukünftigen Vermögenswerte und Einkünfte”. Lese mal ganau nach was Du unterschrieben hast. Steht das etwas wie “als abstraktes Schuldversprechen/Schuldanerkenntnis für die Grunschuld blabla über nehmen die Darlehensnehmer a) die persönliche Haftung blabla und b) unterwerfen sich der sofortigen Zwangsvollstreckung in ihr gesamtes Vermögen”? a) und b) bedeuten, dass ALLES vorhanden und ALLES zukünftige Vermögen/Einkommen mithaftet und im Fall der Fälle sofort Zwangsvollstreckt werden kann. Da sich das auf die Grundschuld bezieht gilt dies auch solange, wie die Grundschuld eingetragen ist. Da die Grundschuld vom Darlehen unabhängig ist, haftet all dein jetziges und zukünftiges Vermögen auch dann noch (mit sofortiger Zwangsvollstreckungsmöglichkeit), wenn dein Darlehen schon längst abgezahlt ist. Das ganze ist in der Grundschuldbestellungsurkunde auch noch alles verbrieft und kann von der Bank dadurch selbst als Sicherheit für ihre eigenen Geschäfte eingesetzt werden.

    weitere Infos dazu
    http://www.notarkammer-sachsen.de/surf/proxy/alfresco-system/api/node/content/workspace/SpacesStore/06f5b494-a0a7-40d9-9421-a93d397bf111/grundsch_sa_0217pdf?a=true
    https://www.goldseiten-forum.com/attachment/95758-abstrakte-schuldversprechen-pdf/

    1. Hi paulchen,

      da hast Du Recht, genaugenommen haftet unsere Familie mit dem gesamten Vermögen, nicht nur mit den Immobilien selbst. (So läuft es übrigens in den USA, wo Du der Bank einfach das Haus zurückgeben kannst und von dannen ziehst). Die Grundschuld soll in erster Linie sicherstellen, dass kein anderer Gläubiger in die Immobilie vollstreckt.

      Vom Prinzip her ist die Haftung mit dem gesamten Vermögen auch fair. Geld, was ich mir geliehen habe, muss ich auch zurückzahlen. Mit allem was ich habe. Würde dem nicht so sein, wären die Kreditkosten letztendlich auch höher. Aber im Normalfall dürfte es keine Probleme geben solange bezahlt wird. Wenn das Darlehen vollständig getilgt ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Bank vor Gericht damit Erfolg hat, in Dein sonstiges Vermögen hineinzupfänden. Aber ich bin kein Jurist. Es wäre mal interessant zu erfahren ob in der Realität Banken auch bei kleineren Unstimmigkeiten Zwangsvollstrecken.

      VG, nico

      1. Das nur die Immo haften soll, das geht hier in Deutschland auch – dann muss man einen Hypothekenkredit, mit Eintragung eine Hypothek statt Grundschuld ins Grundbuch, abschließen – kostet aber wegen der “geringeren Sicherheit” für die Bank meist ein paar Prozentpunkte mehr. Weiterer Vorteil, die Höhe der Hypothek (und damit was die Bank in der Hand hat) reduziert sich im gleichen Maße wie dein Darlehen. Die Grundschuld bleibt nicht nur mit der eingetragenen Höhe bestehen, sondern erhöht sich jedes Jahr noch um den angegebenen Zinssatz (meist 8-12% p.a.) , d.h. die Sicherheit der Bank, die auch nicht an das Darlehen gebunden ist, wird für die Banken immer attraktiver – nicht umsonst raten sie einem dazu diese im Grundbuch für immer stehen zu lassen. Die GS geht zwar theoretisch auf einen selbst über, wenn man den Kredit zurückgezahlt hat, aber praktisch hat man in der GS-Bestellungsurkunde diese aber der Bank abgetreten (s. vorherigen Post). Die Bank hat damit sogar deinen Dispo mit der GS abgesichert.
        Bezgl. der Zwangsvollstreckung, ja Banken haben schon zwangsvollstreckt, und da man sich schriftlich der “sofortigen Zwangsvollstreckung unterworfen” hat, bedarf es auch keines weiteren Gerichtes. Die Bank kann von heute auf morgen mit der GS-Bestellungsurkunde zum Zwangsvollstrecker gehen und innerhalb von 4 Wochen wird rechtswirksam Zwangsvollstreckt (hast ja schriftlich zugestimmt). In der Zeit hast du bildlich gesprochen noch nicht mal Klage dagegen eingereicht. Wenn es dann zum Gerichtsprozess kommt und das Ergebnis nach x Monaten ist, dass die Bank es mit der Zwangsvollstreckung übertrieben hat, hast du nur einen Entschädigungsanspruch in Geld, d.h. der Gelderlös aus der Zwangsvollstreckung wird dir überwiesen – Fazit, keine Immo mehr und einen Geldbetrag unter dem Verkehrswert.
        Also wenn schon ein Immodarlehen, dann immer als Hypothek und nicht als Grundschuld. Und wenn schon Grundschuld, dann schnellst möglich zurück zahlen, GS im Grundbuch streichen lassen und von der Bank die Urkunde IM ORIGINAL zurückfordern. Die Vorlage dieser Urkunde beim Zwangsvollstrecker ist nämlich der Freifahrtschein, hier liegt das Übel (alles haftet und zwar sofort vollstreckbar).

        1. Hallo Paulchen,

          ohne Grund Zwangsvollstrecken nur weil die Bank es will funktioniert nicht, du musst schon Schulden bei der Bank nicht mehr bedienen.
          Wegen 1500 Euro Dispo überziehen ist auch die Verhältnismäßigkeit einer Zwangsvollstreckung nicht gegeben und es wird dann auch vom Gericht kein Verfahren eröffnet.
          Außerdem ist eine Zwangsvollstreckung für die Bank ein schlechtes Geschäft, besser ist es den Schuldner möglichst lange zu binden.
          Ich habe auf allen meinen Wohnungen (ja auch die schon bezahlten) die Grundschulden stehen lassen, so kann ich wenn es eine günstige Kaufmöglichkeit gibt sofort zusagen da ich jederzeit den gewünschten Kredit bekomme ohne Probleme.
          Sehr guter Artikel übrigens, ich freu mich schon auf Sonntag…

          Gruß Chris

        2. Hallo Hauser, richtig, wegen drei euro fünfzig machen die kein fass auf, aber bei zwei Raten im Rückstand oder dauerhafter Überziehung des Dispos ohne Umschuldungseinsicht schon. Und nochmal, es muss kein Verfahren mehr bei Gericht eröffnet werden. Der Gang zu Zwangsvollstrecker reicht, da die Bank ja eine von Dir unterschrieben sofort vollstreckbare Urkunde hat.
          Ich weiß schon wovon ich hier schreibe, und das nicht als Geschädigter.
          (siehe auch obige Links zum Flyer der Notarkammer Sachsen oder Beitrag vom ARD-Ratgeber, den ich zufällig bei der Suche nach dem Notarkammerflyer in einem anderen Forum gefunden habe.)

  3. Ich bin grundsätzlich auch absolut dagegen, einen kurzfristigen Kredit aufzunehmen, und dieses Geld in z.B. Aktien oder P2P zu investieren. Aber in den letzten Wochen habe ich darüber mehr nachgedacht und meine Meinung dazu ein wenig überdacht.

    Was spricht denn dagegen, dass ich mir einen Kredit z.B. i.H.v. 1.000€ für 12 Monate aufnehme, bei diversen Portalen teilweise ja für Minuszinsen, und diesen in P2P mit erwarteter Rendite von 8-10% stecke? Ich könnte den Kredit problemlos sofort tilgen und auch problemlos über die 12 Monate die Raten zahlen. Selbst bei einem Crash oder einer Rezession hab ich genug auf der hohen Kante, um den Kredit abzubezahlen.

    Wie gesagt, grundsätzlich sage ich dazu auch “nein, nicht gut” – aber unter gewissen Voraussetzungen ist das Risiko doch eigentlich überschaubar, oder?

    Grüße,
    Dominik

    1. Moin Dominik,

      wenn Du genug auf der hohen Kante hast, warum willst Du dann einen Kredit aufnehmen?

      Bei kleinen Beträgen von 1.000 Euro lohnt sich der Aufwand einen Kredit aufzunehmen kaum. Und bei größeren Krediten setzt Du Dich halt einem Risiko aus. Die 8-10% werden Dir ja nicht geschenkt. Es reicht schon, wenn einer von 10 Krediten nicht zurückgezahlt wird und du bekommst gar keine Rendite. Sind es zwei von zehn, dann hast Du schon ein fettes Problem. Es spricht nichts gegen einen Hochrisiko-Anteil im Portfolio, solange er klein ist und nicht auf Kredit finanziert.

      VG, nico

    2. Hi,

      interessanter Ansatz, aber ich würde vermuten, dass der Aufwand recht hoch ist, bzw. es auch in erster Linie darum geht, an Deine Daten zu kommen, um Dir weitere Angebote zukommen zu lassen. Ich würde das maximal der Neugierde wegen machen, um so etwas als Experiment anzugehen. Aber eine wirkliche Investition wirds eher nicht, dann kannst Du die 1000 Euro auch einfach so investieren, wenn Du die Kohle hast.

      Gruß
      Fuseboroto

      1. Hallo ihr beiden,

        vielen Dank für die Antworten, ich sehe das ja wie ihr und stimme all euren Argumenten zu. Es ging mir im Grunde auch nur darum, dass das dann ja auch eher keine “bösen” Schulden sind.

        Einzige Ergänzung, die ich noch hinzufügen möchte: Würde ich diese 1.000€ in P2P stecken, würde ich diese natürlich nur in Kredite mit Buyback anlegen und auf 10€ pro Kredit = 100 Kredite verteilen. Somit sollte das Ausfallrisiko stark minimiert sein.

        Vielen Grüße,
        Dominik

  4. Schulden muss man , wie angedeutet, differenzieren.

    2 Mio Immobilienschulden müssen nicht schlecht sein. Kommt immer drauf an was dagegensteht. Gerade wenn es sich um V&V handelt und da gewisse Einnahmen kommen – so what? Natürlich muss man da diversifizieren. bei 5 MFH zu 400K ist das Mietausfallrisiko ja gering…

  5. Servus,

    ich hatte noch nie Schulden und muss sagen, dass ich dadurch mittlerweile sehr entspannt bin. Aktuell geht das Gespenst der Kurzarbeit um und einige sorgen sich nun um ihre Finanzen. Klar, wenn man jeden Monat das Geld zur Bank tragen muss, um die Immobilie abzahlen zu können, kann das einen nervös machen. Ist letztlich die Entscheidung des Einzelnen und ich bin mittlerweile in einer sehr komfortablen Situation.
    Was mir auffällt, es geht immer die Waschmaschine kaputt. 🙂 Die gehen gar nicht so oft kaputt. Meist ist es eher das Auto, was zu spontanen Löchern in Haushaltskassen führt.

    Gruß
    Fuseboroto

    1. Ich kenne einige Leute und reale Beispiele bei denen bereits wenige hundert Euro (also auch eine günstige Waschmaschine) so ein Loch reißen können. Das liegt aber meist daran, das sie schon generell meist alles oder teils sogar mehr ausgeben als sie eigentlich mittelfristig einnehmen. Dem Dispokredit “sei Dank”, leider.

      Und selbst wenn es nicht die WaMa oder sonst was gefühlt “größeres” ist, dann wird halt der Dispo der für Konsum drauf ging nach Ausreizung und bei Dispo-Tilgungsproblemen umgeschuldet in einen “normalen Kredit”, dafür gibt es doch Kredite habe ich mir erzählen lassen müssen…. Da fehlen mir oft nur noch die Worte, wenn ich das höre.

      Und alle Argumente oder Versuche Gefahren und Lösungen aufzuzeigen verhallen im Wind….
      Es tut scheints noch nicht weh genug, wenn ich mich so umschaue. Schade ist es nur, wenn z.B. nahe Angehörige (Familie/Ehepartner*innen/Kinder) o.ä. als sog. Co-Abhängige ungewollt mit drin hängen, auch wenn sie formal nicht für den Kredt gerade stehen, so haben sie die daraus resultierenden Konsequenzen und Situationen mitzu(er)tragen. Das sorgt nicht nur für schlaflose Nächte.

      Teils sehenden Auges, aber manchmal ohne Option eingreifen zu können, zumindest nicht im Sinne einer dauerhaften bzw. endgültigen Lösung. Manche Hilfeversuche oder gar “ich zahle Deinen Konsum-Kredit für Dich auf einen Schlag ab und Du kannst dann bei Null anfangen” (so beobachtet), fruchten nicht und es geht (von vorne los bzw.) weiter wie bisher…

      1. Servus,
        danke für den Kommentar. Stimmt, solche Leute kenne ich auch. Ich sage immer, die meisten Leute haben kein Einkommenproblem, sondern ein Ausgabenproblem und am Ende läuft es dann auf Ratenkredite hinaus und der Hoffnung, dass nichts Unvorhergesehenes passiert. Alles schick in den Konsum und am Ende jammern, dass nichts mehr da ist.

        Von einem aus der Patsche helfen, würde ich auch eher abraten. Letztlich löst man damit ein Problem für andere, welche das Problem so nicht selbst gelöst haben und sich für ihr Verhalten bestätigt fühlen dürfen. Blöd, wenn es in der Familie ist, das ist dann nicht toll. Ich helfe nur bei wirklich sehr dringenden Fällen.

    2. Oder der Zahn! Ich habe vor fünf Monaten auf etwas hartes (in meinem Wrap) gebissen und mir ist erstaunlicherweise mein (vermeintlich gesunder) Zahn gebrochen. Jetzt gibt es ein Implantat und es wird wohl auf 2.000 – 3.000 Euro rauslaufen. Zusammen mit unserer neuen Heizung dürfte das eine hohe vierstellige oder sogar fünfstellige Summe an unerwarteten Extrakosten geben dieses Jahr. Da werde ich unsere Notreserve teilweise plündern müssen.

      1. Eine Krone reicht nicht aus? Meist brechen ja nur Ecken oder einzelne Wände weg, da kann man drüberkronen. Kostet ein Viertel vom Implantat 😉 (aber der Zahnarzt verdient nicht so viel dran, hat aber Konsumschulden ;-))

  6. Kommt nach den Herren Freybier und Poloch im zweiten Teil endlich Fr. Schlompscher als die Medusa aller Vermieter? 😉

  7. Hi, ja, das mit den Schulden ist so eine Sache. Die Einteilung von Invsstitions- oder Konsumschulden ist sicher eine Hilfe, um den Sinn der Ausgabe schnell zu bewerten. In meinem damaligen Job habe ich hautnah miterlebt, wie unglaubliche Summen für Konsumgüter ausgegeben wurden. Einerseits verständlich – man will sich ja was leisten können (od. Andere Umstände) andererseits ein Minusspiel, weil der Wertverlust schneller als Bolt im 100 Meter Wettbewerb ist. Bei Unternehmen kann man noch den Steuervorteil nutzen… Schulden sind für mich deswegen ein Graus, außer, es lohnt sich.

    Lg Johannes

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