Freitagsfrage: Ausschüttende oder thesaurierende ETF?

Ausschüttende oder thesaurierende ETF

Willkommen zur Freitagsfrage!

Hier geht es wieder mal um Deine Meinung. Ich gebe eine kurze Einleitung zu einer konkreten Frage. Dann übernimmst Du die Show.

Heute geht es um ETF.

Cash in the Täsch?

Wenn Du Dich für Aktien-ETF zum langfristigen Vermögensaufbau entschieden hast, dann stehst Du vor einer kniffligen Frage:

Möchtest Du die Dividenden ausgezahlt bekommen oder sollen sie automatisch reinvestiert werden?

Ersteres wären ausschüttende und letzteres thesaurierende ETF.

Und genau diese Frage treibt Finanzglück-Leserin Doris schon seit vielen Monaten um. Aber lassen wir Doris direkt zu Wort kommen.

Der Knoten im Kopf

Ich befinde mich in den letzten Zügen mein Weltportfolio einzurichten. Dabei beschäftige ich mich seit März intensiv (wahrscheinlich zu intensiv) mit dem Thema ETF. Aufgrund des Zinseszinseffektes und des einfachen Handlings schwören ja viele auf thesaurierende ETF für eine langfristige Buy-&-Hold Strategie. Nach langen Hin und Her hatte ich mich jetzt auch fast dazu entschlossen, bis, naja, bis ich jetzt auf deinen Blog gestoßen bin. Du investierest ausschließlich in ausschüttende ETF.  Und jetzt habe ich wieder einen Knoten im Kopf. 

Ich würde gerne wissen, wo die konkreten Vorteile eines ausschüttenden ETF (neben der psychologischen Motivationseffekte) für den langfristigen Vermögensaufbau (Einmalsumme besparen) sind.

Viele reden ja davon, dass man bei thesaurierenden ETF den Steuerfreibetrag (in meinem Fall 801€) liegen lässt. Das wäre aber doch nur der Fall, wenn man nicht anderweitig investiert ist, oder? Derzeit habe ich den Freibetrag nämlich auf mehrere Depots aufgeteilt, so dass er mir sowieso nicht voll für die Ausschütter zur Verfügung stehen würde.

Ich würde die Ausschüttungen selbstverständlich reinvestieren, um auch in den Genuss des Zinseszinseffektes zu kommen, allerdings kostet das ja wieder Geld. Diese Kosten schmälern dann die Rendite. Du siehst, ich bin wortwörtlich hin und hergerissen und hoffe, du kannst mich durch dein Feedback endlich dazu bringen, in die ETF zu investieren.

Helfen wir Doris

Diesen Wunsch können wir Doris sicherlich erfüllen. Es gibt so viel geballtes Finanzwissen in dieser Community, da müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir ihr keine befriedigende Antwort liefern können.

Dann steht Doris auch nichts mehr im Wege den Knoten im Kopf zu lösen und dieses Jahr schon mit ersten Investitionen zu beginnen.

Wo siehst Du die Vor- und Nachteile von thesaurierenden und ausschüttenden ETF? Und worin investierest Du selbst?

Ausschüttende oder thesaurierende ETF?

Ich bin schon gespannt auf Deinen Kommentar!

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9 Kommentare

  1. Alle meine ETFs sind thesaurierend. Nicht weil sie irgendwie besser performen, sondern nur weil ich die automatische Reinvestition mag. 🙂

  2. Moin die Herren,

    vielen Dank für die sehr hilfreichen und wertvolle Antworten. Ich habe mich schließlich für eine Mischung entschieden: Der Vanguard Developed Market hat mich auch wegen der sehr geringen TD überzeugt. Der ist ausschüttend und für den habe ich mich entschieden. Des Weiteren hat mich für den Emerging Market ETF Der Xtrackers überzeugt. Hier ist die TD sogar noch besser! Der ist allerdings theasaurierend. Den habe ich über Scalable Capital laufen. Der erste Sparplan ist hier komplett frei. Zudem ist es ein Prime Produkt, und somit kostenlos. Alles in allem fühlt sich das so ziemlich solide an. Hoffentlich wird der Schnaps dann auch gut.

  3. Ich tendiere in Zeiten der Vorabpauschale stark zu Ausschüttern. Damit ist zwar die Steuer jetzt weg (soweit über dem Freibetrag), aber ich muss beim Verkauf in 20-30-40 Jahren keine 20-30-40 Jahre Vorabpauschale nachweisen und von den Kursgewinnen abziehen (bzw. darauf vertrauen, dass mein Broker das schon alles richtig macht). Zumindest, solange die Steuer auf die Ausschüttung über der Vorabpauschale liegt.

    Wieviel Unterschied macht das? Nehmen wir mal 200.000€ Depotwert zu Jahresbeginn, 5% Kurs- und 1,5% Ausschüttungsrendite. Auf den Ausschütter würde ich ca. 26% von 70% von 1,5% von 200.000€ Steuern zahlen, das sind 546€. Mit Freibetrag 338€. Auf den Thesaurierer 134€, mit Freibetrag 0€. Klingt nach viel Unterschied, macht am Ende aber den Unterschied zwischen 212.454€ und 212.866€ aus, das sind 0,2%. Und das spart man ja nicht, sondern schiebt es nur in die Zukunft, auf den Verkaufstermin.

    Da wird es mehr Unterschied machen, wie der Dollar zum Ausschüttungstermin gerade steht.

    MfG, Arno

    P.S: Und wahrscheinlich ist das im Video auch alles schon aufgedröselt, aber das schaue ich mir jetzt nicht an 😉

  4. Liebe Doris,

    erst mal tut es mir schrecklich leid, dass ich Dich vor der Umsetzung Deiner Strategie hier noch mal verwirrt haben sollte. Es ist beim Anlegen das Wichtigste, erst mal loszulegen und dann an den Feinheiten zu arbeiten. Die größte Gefahr ist es niemals anzufangen.

    Zu Deiner Frage: Ob Du einen thesaurierenden ETF wählst oder einen Ausschütter, bei dem Du die Dividenden fleißig selbst wieder investierst, macht bei der langfristigen Rendite keinen großen Unterschied. Es geht also um die Feinheiten, die Du optimieren könntest.

    Vorteile vom Thesaurierer ist ein Steuerstundungseffekt und die bequeme Abwicklung. Einmal aufgesetzt, kannst Du den Sparplan einfach laufen lassen, ohne Dich um irgendwas kümmern zu müssen. Der Steuerstundungseffekt hat sich seit Einführung der Vorabpauschale, im Rahmen des Investmentsteuerreformgesetz 2018, relativiert. Letztendlich sollte der steuerliche Vorteil von Thesaurierern gegenüber Ausschüttern verringert oder abgeschafft werden. Das Ergebnis ist eine Regelung über eine Vorabpauschale, die die wenigsten Anleger verstehen und den Vorteil bei einer niedrig angesetzten Vorabpauschale (wie aktuell) verfehlt. In anderen Worten: Hier gibt es jetzt eine intransparente Lösung, die kaum etwas ändert. Das soll Dich aber nicht groß kümmern, wenn Du eh planst in einen Thesaurierer zu investieren.

    Die Vorteile eines Ausschütters sind der bereits von Dir erwähnte Motivationsfaktor (Geld kommt auf Deinem Konto an) und auch die Möglichkeit, mit jeder neuen Investition Deiner Dividenden ein Re-Balancing vorzunehmen (die ursprüngliche Zielgewichtung wiederherstellen). Letzteres kannst Du auch anders erreichen, wenn Du regelmäßig neu investierst.

    Ganz konkret für Dich: Du fährst mit Deiner Strategie eines Thesaurierers gut. Am Ende dürfte finanziell (etwas) mehr bei rumkommen, als wenn Du einen Ausschütter hättest, bei dem Du regelmäßig die Dividenden selbst investierst. Du sparst Dir auch die Trading Gebühren. Du lässt Deinen Sparplan einfach laufen und hast keine Scherereien mit Re-Investitionen usw. Go for it ?

    VG, nico

  5. Die Frage ist komplex: Soll der ETF seine Erträge ausschütten oder thesaurieren? Wenn er ausschüttet: Wollen Sie für den Betrag neue Anteile, oder lieber das Geld aufs Konto? Bei thesaurierenden Fonds sollten Sie noch angeben, wo die Bank die sog. Vorabpauschale abbuchen darf. Glückwunsch, denn dann bezahlen Sie Steuern, auf Erträge, die Sie noch nicht haben.

  6. Zu dieser (Steuer-)Frage hat Finanztip vor ein paar Wochen ein tolles Video gedreht. Das hat mir sehr geholfen.
    https://www.youtube.com/watch?v=eAY6iZ6mlyw

    Langfristig schenken sich die verschiedenen Modelle nicht viel (Thessaurierend vs. Dividenten wiederanlegen). Wenn man dann noch mit realen Schwankungen rechnet und nicht mit angenommenen Renditen, dann verschwindet der Unterschied im Grundrauschen.
    Bleibt nur der kleine Mehraufwand des Wiederanlegens.

    Ich persönlich habe gerne die kleine “Motivation” der Ausschüttungen.

    VG
    Stefan

    1. Moin Stefan,

      in dem Video werden die Zusammenhänge wirklich schön aufgezeigt. Mir ist noch nicht ganz klar, wie sich eine höhere Vorabpauschale auf die ganze Berechnung auswirken würde. Aber das sind dann die Feinheiten.

      Ich stimme voll mit Deiner Position überein 😉

      VG, nico

  7. Hallo Doris,

    ich investiere ausschließlich in thesaurierende ETF und Fonds. Das liegt bei mir einfach daran, dass ich zum einen erst 22 bin und langfristig vom Zinseszinseffekt profitieren möchte. Des Weiteren habe ich so weniger Aufwand, da ich die Ausschüttungen nicht reinvestieren muss. Zudem neigen viele dazu, Geld vom Konto auszugeben. Das wird dadurch verhindert, wenn Gewinne gar nicht erst auf dem Konto landen. Die 801€ Sparerpauschbetrag entfallen auch auf den Verkauf von Fondsanteilen. Du könntest also einmal im Jahr Anteile im Wert von dem Freibetrag verkaufen und schöpfst so genau das Limit aus, ohne darüber zu liegen.
    Natürlich haben ausschüttende ETF den Vorteil, dass man langfristig motiviert wird, weil die Gewinne greifbar sind.
    Deshalb sollte man sich meiner Meinung nach bei der Entscheidung die Fragen nach der eigenen Aufwandsbereitschaft und Eigenmotivation stellen.

    Ich hoffe ich konnte dir bei deiner Entscheidung helfen und beantworte dir gern noch weitere Fragen.

    1. Ja, nur kostet verkaufen bei den meisten Brokern Geld, während einkaufen von Standard-ETFs oft kostenlos möglich ist.
      Doris schreibt, sie hat ihren Sparerfreibetrag auf mehrere Depots aufgeteilt. So eine Aufteilung ist aber natürlich nicht in Stein gemeißelt und kann mit in der Regel mit 3 Klicks geändert werden. Viel wichtiger als die Aufteilung wäre die Information, ob der Freibetrag denn auch vollständig ausgenutzt wird.

      Ich handhabe es so: Ausschüttend bis 801€, dann thesaurierend. Der Aufwand für die Neuanlage bei halbjährlichen Ausschüttern hält sich wirklich in Grenzen und so holt man das Maximum raus. Wahrscheinlich wird man auf die Art nur eine Mehrrendite im Nachkommabereich einfahren und es ist wohl mehr eine Entscheidung, womit man sich wohler fühlt. Die eigene Disziplin ist der größere Faktor bei dieser Strategie: Legt man das Geld wirklich an, oder wird es dann doch das ein oder andere Mal konsumiert? Wenn Doris sich wirklich sicher ist, dass die Dividenden auch wieder angelegt werden, holt die beschriebene Strategie bei wenig Mehraufwand ziemlich sicher den berühmten Schnaps mehr raus.

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