Im ersten Teil des Beitrages ging ich auf die Grundlagen ein, die Du bei der Auswahl Deiner Versicherung beachten solltest. Jetzt geht es ins Detail.
Ich hatte 2014 unsere gesamten Versicherungen auf den Prüfstand gestellt. Bis dahin gab es einen Wildwuchs an Versicherungen, die sich sowohl bei Frau Finanzglück, als auch bei mir, über die Jahre angesammelt hatten.
Das Ziel der Veranstaltung war die Kosten zu senken und gleichzeitig den für unsere Familie nötigen Versicherungsschutz zu erhalten.
Und tatsächlich: Es ist uns gelungen die Kosten deutlich zu senken, obwohl wir in der Zwischenzeit auch noch eine zusätzliche Versicherung für unser erworbenes Eigenheim mit aufnehmen mussten.
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Du kannst diesen Artikel auch bequem im Podcast Meine Mäuse – der Finanzpodcast für die Familie hören. Dann erfährst Du auch, wie Eva und ich unsere Familien versichern.
Jetzt mal Butter bei die Fische
Welche Versicherungen gibt es im Finanzglück-Haushalt und was kosten sie? Hier ist der Überblick für die letzten beiden Kalenderjahre.
Versicherungen Finanzglück Haushalt* | 2014 | 2015 |
Haftpflicht Nico | 50 € | 50 € |
Haftpflicht Frau Finanzglück | 56 € | 0 € |
Berufsunfähigkeit Nico | 552 € | 552 € |
Berufsunfähigkeit Frau Finanzglück | 648 € | 0 € |
Unfall Nico | 305 € | 0 € |
Krankenhauszusatz Nico | 280 € | 0 € |
Krankenhauszusatz Frau Finanzglück | 120 € | 0 € |
KfZ | 675 € | 417 € |
Gebäude Eigenheim | 0 € | 260 € |
2.686 € | 1.279 € |
*Bei einigen Versicherungen habe ich die Verträge zwischenjährlich angepasst. In der Tabelle nehme ich zur Veranschaulichung die jeweils alten (2014) und neuen (2015) Prämien für das gesamte Jahr an.
Das ist schon ein deutlicher Unterschied. Die Kosten sind jetzt weniger als halb so hoch wie vorher, obwohl wir noch ein zusätzliches Risiko mit versichern mussten (Eigenheim).
Wir sind jetzt gegen weniger Risiken versichert und haben innerhalb der jeweiligen Versicherungen eine höhere Selbstbeteiligung. Aber damit können wir leben. Die für uns wichtigen Risiken sind versichert. Den Rest sollten wir hoffentlich selbst mit unserem Vermögen abdecken können.
Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Bevor ich im Folgenden meine Sicht auf die verschiedenen Versicherungen teile, möchte ich einen Satz vorausschicken.
Du wirst einen anderen Versicherungsschutz brauchen als ich.
Das ist ganz wichtig. Die oben genannten Versicherungen passen für die Finanzglück-Familie. Warum wir genau diese Versicherungen ausgewählt haben, werde ich im Folgenden erklären.
Für Dich kann, und muss, das anders aussehen. Als roofender Single sieht Dein Versicherungsbedarf ganz anders aus, als für den jungen Familienvater oder die Jetzt-Gebe-Ich-Noch-Mal-Vollgas-Rentnerin. Du musst für Dich einschätzen, was Du brauchst.
Mein Wort in Gottes Ohr
Die Versicherungen habe ich in vier Kategorien geteilt.
- Geht nicht ohne
- Solltest Du haben
- Braucht kein Mensch
- Hier scheiden sich die Geister
Es war nicht einfach, die richtige Kategorie zu finden. Die Einteilung ist subjektiv. Es gibt wohl für jede der genannten Versicherungen ein Szenario, in dem sie Sinn macht. Das gilt selbst für Exoten wie die Schlüsselversicherung – wobei ich mir hier wirklich schwer tue, eines zu entwerfen.
Trotzdem glaube ich, dass diese Einteilung so passt. Bei der letzten Kategorie wird es besonders spannend. Das waren die Versicherungen, bei denen ich am meisten mit mir gerungen habe (oder es noch tue). Brauche ich sie oder nicht? Da bin ich jetzt schon auf Deine Meinung gespannt.
So, jetzt habe ich genug rumgestottert. Lass uns loslegen.
Geht nicht ohne
Das sind die Versicherungen, an denen kein Weg vorbeigeht.
Dabei meine ich gar nicht die „Pseudo“-Versicherungen, die ich im ersten Teil schon ausgeklammert hatte (Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen-, Rentenversicherung…).
Hier geht es vielmehr um die KfZ-Haftpflichtversicherung für Deine Karre. Oder auch die Gebäudeversicherung (Feuer, Blitz, Sturm, etc.) für Dein Eigenheim. Letztere ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben. Wenn Du aber eine Finanzierung hast, wirst Du nicht drum herum kommen. Davon mal abgesehen ist es natürlich auch sinnvoll.
Für diese Kategorie gilt besonders Punkt 3. aus dem ersten Teil des Beitrages. Drücke die Höhe der Prämien soweit runter wie möglich!
In beiden Fällen habe ich die höchste Selbstbeteiligung. Für das Auto habe ich keine Teil-oder Vollkasko mehr. Die hatte ich 2014 beigegeben. Daher hat sich 2015 auch die Prämie reduziert. Den Verlust unseres Ford Focus Turnier Baujahr 2008 – die ultimative Familienkutsche! – kann ich zur Not verkraften. Das haut mich finanziell nicht um. Beim Gebäude habe ich nur die Basisrisiken abgedeckt und checke regelmäßig, ob ich einen günstigeren Anbieter finde.
Solltest Du haben
In diese Kategorie kommen für mich nur zwei Versicherungen.
Private Haftpflicht – Ich liebe diese Versicherung! Warum können nicht alle so sein. Die private Haftpflicht deckt die großen Themen ab und ist dabei unschlagbar günstig. Eigentlich erstaunlich günstig. Man hört auch wenig Mauscheleien, dass es Ärger mit der Auszahlung in Schadensfällen gibt. Es ist ein schönes und einfaches Produkt.
Dies ist die einzige Versicherung, die aber auch wirklich jeder haben sollte. Egal ob Du Mini-Jobber oder Investmentbanker bist.
Wir haben 2015 meine Haftpflicht auf die ganze Familie erweitert. Frau Finanzglücks Haftpflicht konnten wir daher kündigen.
Berufsunfähigkeit („BU“) – Wenn ich an diese Versicherung denke, bekomme ich Bauchschmerzen. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich sie regelrecht verabscheue.
Warum? Zunächst mal ist es kompliziert sie abzuschließen. Du musst sicherstellen, dass Du bei Deiner Krankheitsgeschichte auch wirklich nichts vergisst. Ansonsten kann es nachher, im Fall der Fälle, Probleme geben. Generell hört man ziemlich viele Horrorgeschichten, bei denen die Versicherungsgesellschaften es vor Gericht drauf ankommen lassen. Das ist das Letzte, was Du in solch einer Schadenssituation brauchst. Hier lohnt es sich vielleicht sogar einen Spezialisten beim Abschluss hinzuzuziehen.
Von diesen Problemen mal abgesehen, ist eine BU einfach schweineteuer. Eigentlich müsstest Du mit dieser Versicherung ein Szenario abdecken, indem Du von einem kompletten und permanenten Einkommensverlust ausgehst und trotzdem Deinen Lebensstil noch einigermaßen halten kannst. Das wird teuer. Je risikoreicher Dein Job und je länger Deine Krankheitsgeschichte, desto schwieriger wird es, Dich hier vernünftig abzusichern. Der 50-jährige Dachdecker hat kaum eine Chance.
Der saure Biss in den Apfel
Und trotz all dem geht in meinen Augen leider kein Weg an einer BU vorbei. Das Risiko ist einfach so hoch, dass Du es versichern musst. Dies sind Risiken, die Dich in Deiner Existenz bedrohen. So ein Burnout oder eine geschredderte Hand sind kein Spaß.
Etwa jeder vierte Berufstätige kann seinen Job aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht bis zum Renteneintritt ausüben und wird ganz oder teilweise berufsunfähig. Jeder verdammte Vierte. Dabei machen psychische Erkrankungen (inkl. Nervenleiden) und Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates mehr als die Hälfte der Ursachen aus. Es kann also jeden treffen und die Wahrscheinlichkeit ist nicht mal klein. Heute noch der topfitte Leistungsbringer, dem die Welt zu Füßen liegt, und morgen schon Schweißausbrüche beim Aufwachen, weil nachmittags das Wohnzimmer gesaugt werden soll. Das passiert täglich. Ich kenne es aus meinem eigenen Umfeld.
Wieviel Schutz brauche ich?
Im Finanzglück-Haushalt haben wir lange überlegt, wie wir damit umgehen sollen. Wenn der Fall der Fälle Eintritt, dann wäre meine erste BU zunächst mal Frau Finanzglück. Dementsprechend bin ich Frau Finanzglücks BU. Wenn eine(r) nicht mehr dem Beruf nachgehen kann, dann muss der/die jeweils andere an die Schippe. Hilft ja nichts.
Aber das wird wahrscheinlich nicht reichen, zumindest wenn es mich erwischen sollte. Ich bin bei uns der Hauptverdiener. Wir könnten also durch Frau Finanzglück’s Einkommen allein nur schwer unseren Lebensstil decken. Daher rechne ich erst mal die passiven Einkommensquellen hinzu (Mieteinnahmen, Dividenden). Die Lücke, die dann noch bleibt, muss versichert werden.
Konkret heißt das im Moment, dass Frau Finanzglück ihre BU ruhen lässt und ich eine BU über einen monatlichen Auszahlungsbetrag im Schadensfall von 1.150 Euro laufen habe. Das kostet mich 46 Euro im Monat. Es ist immer noch eine Menge Geld, ist aber noch zu verkraften.
Je mehr sich unser Vermögen aufbaut, desto weiter kann ich die BU runterfahren bzw. irgendwann komplett ruhen lassen.
Diesem Tag schaue ich schon freudestrahlend entgegen!
Im dritten Teil werde ich dann auf die beiden verbleibenden Kategorien „Braucht kein Mensch“ und „Hier scheiden sich die Geister“ eingehen.
Hast Du bis hierher schon Fragen oder Anmerkungen? Wie hältst Du es mit der Berufsunfähigkeitsversicherung? Ich freue mich schon auf Deinen Kommentar!
Hey,
erstmal super das Thema Versicherung verdrängt man ja lieber gerne. Bei mir läuft aktuell nur die Haftpflicht, KFZ & Hausrat. Hausrat am meisten wegen Neubauwohnung und so. Die 3 € dafür kann man verkraften.
Zur BU ja. Wie ich schon geschrieben hatte. Mit dem Gedanken kämpfe ich aktuell sehr. Aktuell als lediger sehe ich noch nicht so den Vorteil. Würde zum aktuellen Zeitpunkt alles in den Brüche gehen wäre ich wohl ein Sozialfall. Vom Staat getragen. Nicht schön, aber viel besser stehe ich mit einer passenden BU auch nicht da.
Mit Familie,… würde ich dort ganz anders denken.
Gibt’s so eine BU, wie eine Risikolebensversicherung, wo man das Geld wieder bekommt?
Gruß,
mafis
Hallo Mafis,
“Hausrat am meisten wegen Neubauwohnung und so. Die 3 € dafür kann man verkraften.”
Den Zusammenhang zwischen Neubauwohnung und Hausrat verstehe ich nicht. Kannst du das bitte erläutern?
“Gibt’s so eine BU, wie eine Risikolebensversicherung, wo man das Geld wieder bekommt?”
Bei einer reinen BU bekommt man ebenso wie bei einer reinen Risiko-LV kein Geld wieder, wenn kein Schadensfall eintritt.
Es gibt Versicherungen die verknüpfen diese Versicherungen mit einer kapitalbildenden Lebensversicherung. Dann fließt ein Teil des Geldes in den Risikoschutz und ein Teil in den Kapitalaufbau. Ob das wirklich besser ist, bezweifel ich. Es sieht in den Hochrechnungen nur so schön aus, weil man später einen Betrag X ausgezahlt bekommt, wenn nichts passiert. Dafür sind dann aber entweder der Beitrag höher oder die Leistung im Fall der Fälle niedriger.
Hey Mitro,
nun ja Neubauwohnung war glaube der falsche Grund. Eher eine hochwertige Wohnung, wo ich lieber die 3 € zahle. Außerdem noch Fahrräder, welche man hat. Also im Verhältnis lohnt sich das irgendwie.
Ok. Also gibt’s bei BU eher ganz oder gar nicht. So ein Mischmasch klingt nicht so toll.
Gruß,
mafis
Bei den Kosten für die BU vermute ich, dass da keine Risiko-LV enthalten ist. Die taucht vermutlich im nächsten Beitrag unter “Hier scheiden sich die Geister“.
Ich halte eine Vollkasko übrigens je nach Auto auch für durchaus interessant und empfehlenswert. Du hast nur erwähnt, dass du diese Ende 2014 gekündigt hast. Hier wäre noch eine Ergänzung interessant: Hast du diese gekündigt, weil du nach deinem Versicherungscheck generell der Meinung bist, dass sich eine Vollkasko nie lohnt oder weil sich das bei deinem alten Auto nicht mehr lohnt. Das wird aus deinem Beitrag nicht vollkommen klar.
Gruß,
Mitro
Moin Mitro,
die lohnt sich bei meinem alten Auto nicht. Ich habe mir mit 35 Jahren mein erstes Auto gekauft und hatte keine Ahnung, was ich da versichern muss oder nicht. Daher hatte ich erst mal eine Teilkasko mit aufgenommen. Nachdem ich mich dann etwas in das Thema reingefuchst hatte, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass die normale KfZ Haftpflicht für mich langt.
Ich tue mir hier wirklich schwer eine Empfehlung abzugeben, ob eine Vollkasko Sinn macht oder nicht. Wenn ein Verlust Deines Autos Dich finanziell brutal Schaden würde, dann solltest Du es versichern. Aber dann denke ich mir wieder, wenn Dich dieser Verlust so Schaden würde, warum kaufst Du es dann erst? Ein teures Auto ist immer ein Luxus-Objekt. Wenn es nur um den reinen Zweck geht, zuverlässig von A nach B zu kommen, dann kann man auch günstige gebrauchte Autos kaufen, bei denen Dich ein Verlust finanziell nicht so schaden würde. Und dann brauchst Du auch wiederum keine Vollkasko…
VG, Nico
Interessant, dass eine Risikolebensversicherung nicht zu deinen “Solltest du haben” Versicherungen zählt. Oder hast du dieses Risiko in der BU-Versicherung mit abgedeckt?
Hallo tubanator,
ob eine RLV in den Bereich “Solltest Du haben” fällt, hängt ja ganz stark von der persönlichen Situation ab. Ein Single braucht die nicht. Ein Ehepaar mit Kind und Häuschen auf Pump sollte den Verdienstausfall im Todesfall (“Restschuldversicherung”) wohl eher über eine RLV absichern. Ein Doppelverdienerpaar, das zur Miete wohnt, braucht eine RLV wiederum eher nicht.
LG
Dummerchen
Hallo Dummerchen,
das ist richtig. Dies unterscheidet sich tatsächlich von der BU Versicherung, die für jeden Berufstätigen sinnvoll ist, sofern man sie für überhaupt für sinnvoll hält.
Herr Finanzglück fällt allerdings in die “Ehepaar mit Kind und Häuschen auf Pump”-Gruppe. Daher war ich überrascht, dass bei ihm keine RLV auftaucht.
Stimmt, an die Liste seiner Versicherungen hatte ich jetzt nicht gedacht – ich bezog Deinen Kommentar jetzt auf die generelle Einstufung von Versicherungen.
Vielleicht ist seine Restschuld schon so klein, dass sein parallel aufgebautes ETF-Vermögen so groß ist und/oder das Objekt in Berlin soviel abwirft, dass dies nicht mehr notwendig ist. Man darf gespannt sein, ob Nico sich dazu (ggf. auch erst im nächsten Teil) äußert.
Mach ich 🙂
Hallo Nico,
danke für die sehr offene Auflistung deiner (eurer) Versicherungen.
Was mir aufgefallen ist: in deiner Auflistung steht nichts von einer Hausrat-Versicherung. Diese zählt sicherlich zu den “Kann”-Versicherungen und gleicht Schäden aus, die durch Brand, Blitzschlag, Explosion, Unwetter, Leitungswasser oder Einbruchdiebstahl entstehen. Zusätzlich können Glasbruchschäden oder Fahrraddiebstahl abgesichert werden.
Besonders das Thema Einbruch spielt für mich hier eine Rolle, da deren Zahl leider stark ansteigt
(http://www.polizei-dein-partner.de/themen/einbruchschutz/einbruchschutz-intensiv/detailansicht-einbruchschutz-intensiv/artikel/einbruch-statistik.html)
Ich kenne persönlich drei Haushalte, bei denen innerhalb des letzten Winters (in unserem Dorf) eingebrochen wurde. Insbesondere freistehende Häuser scheinen beliebt. Neben den psychischen Folgen, kommt es häufig – neben dem Diebstahl – zu Verwüstungen. Allein die Instandsetzung der Türen bzw. Fenster kann dann sehr teuer werden.
Gegen eine Hausratversicherung spricht einfach, dass der Erwartungswert – das heißt der durchschnittlich zu erwartende Schaden – niedriger ist als die durchschnittliche Police. Klar, die Banken und Versicherungen gewinnen immer 🙂
Aus persönlicher Sicht muss man halt entscheiden bzw. darauf “wetten”, was der günstigere Weg für einen selbst ist.
Zudem kommt es natürlich auch darauf an, ob mögliche Schäden aus eigener Tasche bezahlt werden können.
Aber ich glaube ich komme deinem 3. Teil vorweg – also höre ich jetzt auf 🙂
Hallo Felix,
Hausrat fällt bei mir tatsächlich in die „Hier scheiden sich die Geister“ Kategorie. Wir haben und brauchen keine (wird im dritten Teil noch erklärt). Der wichtigste Punkt, in Deinen aufgezählten Schäden, wäre für mich tatsächlich die psychische Keule. Die kann ich nicht versichern. Alles andere ist für mich finanziell ersetzbar ohne das ich dabei Pleite gehen würde.
VG, Nico
Ein Freund von mir lebt im 4. Stock (ohne Aufzug) in einem Mietshaus. Ich fragte ihn, warum er die Wohnungstür immer doppelt und dreifach abschließt (inkl. ein oder zwei Vorhängeschlössern). Seine Antwort: “na wegen der Hausratversicherung, sonst zahlt die ja nicht”.
Ich bin fast aus den Latschen gekippt. Wo sind die echten Picassos an den Wänden? Die chinesischen Vasen aus der Ming-Dynastie oder wenigstens eine sauteure Bose-Musikanlage? Fehlanzeige. Er musste selbst zugeben, dass wohl seinen ollen Mac (mindestens 6 Jahre alt) oder seinen kleinen Flachbildfernseher niemand wirklich haben wollte und wenn doch sich der finanzielle Verlust in Grenzen halten würde. Die Massivholzmöbel würde ein Dieb wohl kaum die 4 Stockwerke nach unten schleppen wollen…
Ich habe noch nie davon gehört, dass man seine Wohnung mit Vorhängeschlössern sichern muss, damit die Hausratversicherung zahlt. Das halte ich auch für Quatsch und ist bei meiner Versicherung nicht der Fall. Davon ab: Je nachdem wer einbricht und nichts findet: Man kann so eine Wohnung auch schön verwüsten. Vandalismus ersetzt die Hausratversicherung auch.
Ich persönlich möchte ungern meinen vollständigen Hausrat z.B. nach einem Feuer aus eigener Tasche ersetzen wollen. Da kommt wohl mittlerweile einiges zusammen (Möbel, Kleidung, Technik). Im Vergleich dazu sind die Kosten für die Police doch eher gering. Als ich noch auf knapp unter 60 qm gewohnt habe, war der Jahresbeitrag unter 50 €.
In der Regel sollte der Normaltarif ausreichen. Der Premiumtarif deckt bei meiner Versicherung in der Tat zu verschmerzende Kosten ab.
Unter anderem Diebstahl von Hausrat am Arbeitsplatz und (Achtung, bitte nicht laut lachen) “Telefonkosten, die durch den Täter nach einem Einbruchdiebstahl entstehen”. Kein Witz, habe gerade nochmal die Unterlagen durchgesehen.
Hallo Ihr beiden,
lustige Beispiele! Was die Versicherungen sich auch alles so einfallen lassen. Telefonkosten…
Letztendlich sind Versicherungen eine riesige Grauzone. Für jede Versicherung findet man gute Gründe eine abzuschließen und für fast jede gibt es Gründe, dass man sie nicht braucht.
Ich habe mich für einen recht kompromisslosen Ansatz entschieden. Wenn es nicht gesetzlich vorgeschrieben ist oder mich finanziell killt, dann raus damit. Dann bleiben Haftpflicht, BU, KfZ und Gebäude über. Alles andere muss gehen. Bye Bye.
Bei den anderen Versicherungen sind es dann vielleicht nur kleine Beträge, aber die läppern sich zu recht gewaltigen Summen in ihrer Gesamtheit (und noch mehr wenn man berücksichtigt, dass ich das Geld anlege und arbeiten lasse).
Von daher, Mitro, ist für eine Hausrat bei mir kein Platz. Bei Dir scheint es aus der Ferne betrachtet auch nicht unbedingt zwingend zu sein. Natürlich ist es nicht schön, wenn in Deiner Bude randaliert wird. Aber ganz ehrlich, kennst Du persönlich jemanden, bei dem das mal passiert ist? Es scheint mir sehr unwahrscheinlich zu sein. Eher die 6er im Lotto Kategorie. Wenn es dann doch passieren sollte, dann kannst Du immer noch so damit umgehen, ohne die Versicherung zu brauchen. Auch wenn es nervig ist.
VG, Nico
Hallo Nico,
ich finde Euren Gedanken, jeweils gegenseitig die erste BU zu sein, spannend. Und auch gefährlich – insbesondere für Deine Frau (nun ohne BU). Wenn Dich die Statistik beunruhigt, dass jeder Vierte im Leben berufsunfähig wird, dann sollte die andere Statistik, dass jede dritte Ehe scheitert, dich nicht besonders beruhigen.
Versteh mich bitte nicht falsch – ich wünsche Euch alles Gute, aber ich weiß aus nächster Nähe, wie schnell eine ehemals sicher und glücklich eingestufte Ehe enden kann. Und in dem Fall fällt dann plötzlich die “erste BU” weg.
Oder – noch schlimmer, aber auch nicht unwahrscheinlich – der gesunde Partner möchte irgendwann nicht mehr den kranken Partner unterstützen und bei ihm bleiben. Vielleicht möchte er sein Leben nicht durch die Krankheit des Partners so stark einschränken lassen? Wir brauchen nicht über Moral reden – nur wer in einer solchen Situation tatsächlich lebt, kann für sich die Frage beantworten, zu welchem “Opfer” er bereit ist.
Nun, ihr werdet Euch den Schritt gut überlegt haben – ich halte das aber für ein riskantes Modell.
Liebe Grüße
Dummerchen
PS: Ich hatte die BU schon bei “Hier scheiden sich die Geister” erwartet – freut mich, das Du sie doch bei “Solltest Du haben” einstufst.
Moin Dummerchen,
Du sprichst einen wichtigen Punkt an. Beim Thema Finanzen hat die Romantik keinen Platz. Wenn es um die Absicherung geht, dann sollte man alle Szenarien in Betracht ziehen. Von daher ist Dein Hinweis auf die Scheidungsraten sehr relevant.
Zwei Punkte gibt es hier zu beachten.
Ein Viertel (BU Fall) mal ein Drittel (Scheidung) mach gut 8%. 🙂 Das kann man zwar so vereinfacht nicht rechnen, aber die Schlussfolgerung passt schon. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein BU Schadensfall und eine Scheidung zusammenfallen, ist nicht mehr ganz so hoch.
Wenn es denn dann doch passieren sollte, dann wäre der andere Partner – also hier besonders Frau Finanzglück – trotzdem mit abgesichert. Bei Ehe plus Kind hängen beide Partner finanziell voll mit drin. Ob wir wollen oder nicht. Haus, Wohnungen, Depot. Alles wird irgendwie aufgeteilt werden. Das ist in unserem Fall eine bessere Absicherung als die BU.
Von daher sind wir zum Ergebnis gekommen, dass die BU für beide Partner überflüssig ist. Restrisiken kann man niemals ausschließen – auch nicht mit einer BU.
VG, nico
Hi Nico,
dass wir bei einer Unabhängigkeit der Ereignisse bei rund einem Zwölftel ankommen, ist schon klar. Im Fall der Fälle (BU tritt ein) stehen die Chancen aber eben bei 33%. Und im BU-Fall muss ich ja schauen, wie ich über die Runden komme. Selbst wenn die Statistik meinem Beruf eine BU-Wahrscheinlichkeit von 1% ausweist, tröstet mich die 0,33% W’keit auf den Doppel-GAU wenig. Im Problemfall will ich keine 66%-Sicherheit haben sondern möglichst 100%.
Aber genug der Zahlenspiele. Je nach Ehevertrag habt ihr dann dank Zugewinn gleiche hälftige Vermögen. Ob das heute schon ausreicht, um davon über viele Jahre zu zehren und idealerweise bis zum Lebensende klarzukommen, kannst nur du einschätzen.
Liebe Grüße
Dummerchen
PS: Und ja, ein Restrisiko gibt es immer.