Investiere wie die Norweger!

Norwegischer Ölfonds

Ich bewundere die Norweger.

Nicht nur dass es ein sehr sympathisches Völkchen ist. Irgendwie haben sie es auch geschafft, dass ihre Politiker sich für ihre langfristigen Interessen einsetzen. Weit über die jeweilige Legislaturperiode hinaus.

Aus diesem langfristigen Denkansatz ist ein Experiment entstanden, was weltweit seines Gleichen sucht. Radikal, weitsichtig und effizient zugleich. Einzigartig. Fesselnd.

Du merkst schon, bei diesen Beitrag schwingt bei mir eine gewisse Begeisterung mit.

Dabei bin ich auf dieses Thema eher zufällig bei der Recherche über die sieben goldenen Regeln eines Family Office gestoßen.

Ich rede vom Norwegischen Öl-Fonds.

Was Du von der Investmentstrategie der Norweger lernen kannst

Die Norweger haben den größten Staatsfonds der Welt. Und den managen sie wirklich vorbildlich. Da können wir zwei Hübschen einiges von lernen.

Im Folgenden beschreibe ich Dir:

  • Kurz worum es beim Fonds geht;
  • Das Ausmaß der Investitionen (vor allem auch in Deutschland);
  • Die Investmentstrategie; und
  • Was Du ganz konkret davon für Deine eigenen Investitionen mitnehmen kannst.

Wie alles begann…

Der norwegische Staatsfonds, mit seinen aktuell umgerechnet 800 Milliarden Euro, ist der Größte seiner Art. Dicht auf den Fersen lauern aber die Brüder im Geiste  aus China und den arabischen Ländern. Weltweit werden atemberaubende über sechs Billionen US Dollar von Staatsfonds verwaltet.

Staatsfonds

Heute ist Norwegen eines der reichsten Länder der Erde. Das war aber nicht immer so.

Genaugenommen war Norwegen bis 1969 eher der arme Schlucker Europas. Doch dann wurde das riesige Ölfeld „Ekofisk“ entdeckt.

Und jetzt ging richtig die Post ab. Plötzlich sprudelte Geld ins Land, als gäbe es kein Morgen.

So ein plötzlicher Reichtum ist aber nicht ganz ohne, wie unsere holländischen Freunde aus ihrem Erdgas Boom der 60er Jahre kennen. Mit den Devisen hält auch die Inflation Einzug ins Land. Und zwar die extreme Art. Dutch-Desase wird der Effekt genannt.

Im Falle unserer sympathischen Wikinger kam es zur norwegischen Variante der Krankheit. Die Wirtschaft fuhr Anfang der 80er Jahre voll an die Wand. Eine tiefe Wirtschaftskrise erfasste das Land. Der Segen hatte sich in einen Fluch entwickelt.

Noch mal von vorne, aber dieses mal richtig

Wie haben die Norweger darauf reagiert?

Erst mal sieben Jahre lang geschnackt. Die nächsten Schritte sollen ja gut überlegt sein.

Die Lösung war 1990 die Gründung eines Fonds mit dem norwegisch trockenem Namen „Government Pension Fund Global“. In diesen Fonds sollten ab dann sämtliche Einnahmen aus der Öl- und Gasindustrie einfließen – Steuergelder ebenso wie direkte Einkommen staatlicher Öl-Gesellschaften.

Das Ziel des Fonds ist es, die Öl-Einnahmen zu investieren und für die Zukunft vorzusorgen. Die Norweger gehen derzeit davon aus, dass die Ölreserven bis ungefähr 2060 langen sollten.

Dann ist Feierabend und die alten Angelrouten müssen wieder abgestaubt werden. Der Fonds soll sicherstellen, dass Norwegen auch weiterhin seinen Sozialstaat finanzieren kann.

Um der Inflation die Stirn zu bieten, dürfen die Einnahmen ausschließlich im Ausland investiert werden (anders als bei seinem kleinen Brüderchen, der die Mittel für die Sozialversicherung investiert). So bleibt das Vermögen weitestgehend außerhalb des Landes.

Der Fonds wurde von Politikern geschaffen und formal dem Finanzministerium unterstellt. 2001 setzten die masochistisch veranlagten Regierenden noch einen drauf und legten sich selber Fesseln an. Es wurde verabschiedet, das maximal 4% des Fondsvolumens (entspricht dem erwarteten Ertrag pro Jahr) für das Budget verwendet werden darf.

So bleibt der Fonds theoretisch für immer erhalten.

Vermögensuhr statt Schuldenuhr

Der Öl-Fonds, wie er umgangssprachlich genannt wird, ist extrem transparent. Du kannst alle Details darüber nachlesen. Ich würde Dir wirklich einen Besuch  von deren Homepage empfehlen.

Dort findest Du neben vielen Daten zum Fonds auch eine Art große Vermögensuhr – also das Gegenteil unserer Schuldenuhr. Du kannst live mitverfolgen, wie sich der Marktwert des Fonds entwickelt.

Damit unterscheidet sich der Norwegische Staatsfonds von fast allen anderen Staatsfonds, die eher zu Intransparenz neigen.

Ethisches korrektes Verhalten spielt bei den Investitionen eine gewichtige Rolle. Ein Ethikrat entscheidet, wo nicht investiert werden darf. Dabei geht es um Menschenrechte, Rüstung, Umweltthemen usw. Neben ethischen Themen gibt es eine grobe Investitionsstrategie, die vom Finanzministerium vorgegeben ist. Ansonsten dürften die Fondsmanager weitestgehend unabhängig agieren.

So investiert der Öl-Fonds sein Geld

Die Investment-Strategie ist klar definiert. Der Fonds strebt folgende Ziel-Allokation an:

  • 60% Aktien (derzeit 60,6%)
  • 35% Anleihen (derzeit 36,3%)
  • 5% Immobilien (derzeit 3,1%)

Aktien

Die Fondsmanager versuchen den FTSE Global All Cap Index nachzubilden. Das tun sie teilweise durch eine genaue Replikation, verfolgen aber auch das Ziel durch die gezielte Auswahl und Gewichtung von Einzelaktien den Index zu schlagen.

Die Kameraden haben den Luxus über so ein gewaltiges Vermögen zu verfügen, dass sie selber einen Index nachstellen können. Die brauchen keine ETFs.

Hier sind ein paar konkrete Zahlen, um das ganze Ausmaß des Fonds in den Kopp zu kriegen:

  • Der Fonds besitzt Anteile an insgesamt 9.000 Unternehmen in 75 verschiedenen Ländern. Darunter befinden sich rund 200 deutsche Unternehmen.
  • Im Durchschnitt besitzt der Fonds einen Anteil von 1.3% aller weltweit notierten Aktien.
  • In Europa sind es 2.5% aller börsennotierten Aktien.
  • In Deutschland reden wir von einem durchschnittlichen Anteil von 4,1% an allen Dax Unternehmen.
  • Darüber hinaus ist der Fonds einer der größten Einzel-Investoren in den deutschen Mittelstand.

Hut ab. Da kommt schon was zusammen.

Der Fonds darf maximal 10% an einem Unternehmen halten, ist daher immer Minderheitseigner. Bei Unternehmen mit großer Streuung sind sie trotzdem regelmäßig einer der größten Aktionäre.

Und sie lassen ihre Stimme hören. In 2016 alleine wird es bis Jahresende ca. 4.000 Treffen mit den Unternehmensführungen von rund 1.000 Unternehmen gegeben haben. Der Öl-Fonds ist also ein aktiver Investor mit großem Einfluss, nicht nur bei Ethik-Themen.

Von Schweinereien wie spekulativen Geschäften an den Terminmärkten werden die Finger gelassen. Das gehört sich auch nicht.

Anleihen

Der Öl-Fonds investiert bei Anleihen zu 70% in Staatsanleihen und 30% in Unternehmensanleihen (überwiegend Investment Grade). Gestreut wird über viele Länder und Währungen, mit einer groben Gewichtung nach der Wirtschaftsgröße- und Stärke des jeweiligen Landes. Maximal 10% darf in Währungen von Entwicklungsländern investiert werden.

Anfangs hatten Anleihen eine deutlich stärkere Gewichtung, wurden aber aufgrund der langfristig niedrigeren Renditen mehrheitlich durch Aktienmarktinvestitionen ersetzt.

Immobilien

Es wird ausschließlich in Immobilien sogenannter „Global Cities“ investiert, wie New York, London, Paris oder auch Berlin.

Besonders beim Berliner Immobilienmarkt sind die Jungs sehr bullish und legen dort einen Hauptfokus. Das freut mich natürlich ganz besonders zu hören. Diese Norweger werden mir immer sympathischer!

Die nackten Fakten

Die Strategie ist klar definiert. Das klingt ja schon mal vielvesprechend.

Aber kommt denn dabei auch wirklich was bei rum?

Jo, das tut es. Und zwar nicht zu knapp. Das zeige ich Dir anhand ein paar hübscher Graphen.

Dies ist die Entwicklung des Marktwertes. Ein Euro entspricht derzeit ungefähr neun norwegischen Kronen. Damit hat der Fonds per 30.09.2016 ein Vermögen von ca. 800 Milliarden Euro.

Market-value-norwegian-oil-fund

Und für alle Freunde des Zinseszinses – und da zählen neben mir auch Kalle und Knut dazu – gibt es diese schöne Übersicht. Wenn der Schneeball erst mal rollt, geht es rund. Das Vermögen hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt (teilweise bedingt durch Währungseffekte).

accumulated-market-value-norwegian-oil-fund

Die jährliche Rendite schwankt erwartungsgemäß.

annual-return-norwegian-oil-fund

Aber die Durchschnittsrendite kann sich dennoch sehen lassen.

historical-key-figures-norwegian-oil-fund

Ein Segen für das Land der Fischer

Hoppla. Da ist aber was zusammengekommen in der Geldschatulle.

Mit dem Spargroschen lässt sich einiges anstellen.

Jeder Norweger hat theoretisch einen Anteil von ca. 150.000 Euro am Fonds. Tendenz steigend.

Im vergangenen Jahr lagen die Dividenden alleine bei umgerechnet 17 Milliarden Euro – genug um alle Kindergärten, Schulen, Unis und Forschungseinrichtungen in Norwegen in dem Jahr zu betreiben.

Norwegen hat mit die geringste soziale Ungleichheit weltweit. Der Öl-Fonds wird helfen, dies auch in der Zukunft so zu halten, indem die 4% jährliche Entnahme den Sozialstaat finanziert.

Alles in allem eine ziemlich Runde Sache.

Was kannst Du konkret mitnehmen?

Ich finde die Anlagestrategie des Öl-Fonds in vielerlei Hinsicht vorbildlich.

  1. Es gibt eine klare Strategie. Einmal festgelegt, wird sie nur in absoluten Ausnahmefällen angepasst. Die Transparenz verpflichtet die Fondsmanager der Strategie auch treu zu bleiben. Komme was wolle.
  2. Die Asset Allokation ist ein guter Mix aus verschiedenen Anlageklassen mit unterschiedlicher Volatilität. Der Hauptteil sind Aktien, die volatilen Renditebringer. Die Anleihen von guter Bonität bringen Stabilität ins Portfolio. Ein kleiner Anteil an Immobilien sorgt für weitere Diversifikation und schützt vor Inflation. Es findet ein regelmäßiges Re-Balancing statt und somit wird überproportional in „günstige“ Anlageklassen investiert.
  3. Der Anlagehorizont ist sehr lang, vielleicht sogar für immer. Es gibt kein hektisches rein- und raus aus einzelnen Unternehmen. Die Fondsmanager suchen stabile und gut geführte Firmen, die langfristig eine hohe Rendite bringen (inklusive stetiger Dividendeneinnahmen).

Das sind die wichtigsten Basics einer erfolgreichen Geldanlage.

Wenn Du diesen Prinzipien folgst, dann kannst auch Du langfristig beachtliches Vermögen aufbauen. Vielleicht in einem etwas bescheidenerem Rahmen…

Diese Regeln über einen langen Zeitraum zu verfolgen, ist viel wichtiger, als Deine Zeit darauf zu verschwenden, den letzten Basispunkt Rendite aus einer Geldanlage rauskitzeln zu wollen.

Baue Deinen eigenen Staatsfonds auf

Du brauchst für diese Strategie keine 4.000 Treffen mit 1.000 Firmen im Jahr. Oder spezialisierte Immobilieninvestoren in New York, Paris oder Berlin. Du musst auch keine einzelnen Anleihen von Staaten unterschiedlicher Bonität und Laufzeit kaufen.

Du kannst es Dir viel einfacher machen.

Die Anlagestrategie des Öl-Fonds lässt sich wunderbar mit einer kleinen Anzahl ETFs abbilden. So baust Du mit einem Online-Depot und wenigen Klicks Deinen eigenen Staatsfonds.

Statt eine ganze Bevölkerung für kommende Generationen finanziell abzusichern, brauchst Du in Deinem Fall nur für Dich und Deine Familie vorzusorgen.

Verliere also keine Zeit und fange an.

Investiere wie die Norweger!

Was hältst Du von der Investitionsstrategie des norwegischen Öl-Fonds? Welche ETFs mit welcher Gewichtung würdest Du wählen, um die Anlagestrategie des Fonds am besten zu spiegeln? Ich freue mich schon auf Deinen Kommentar!


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27 Kommentare

  1. Ich finde die Idee, die eigene Zukunft mit dem Aufsetzen eines eigenen Staatsfonds zu sichern, für Norwegen genau richtig. In deinem Artikel hast du ebenfalls die zahlreichen arabischen Staatsfonds erwähnt. Gemeinsam ist diesen Ländern, dass sie ihren Wohlstand ganz wesentlich dem Öl verdanken, welches mit einiger Sicherheit innerhalb der nächsten Jahrzehnte vollends gefördert sein wird.

    Deutschland hingegen bezieht seine Einnahmen nicht durch den Verkauf von Bodenschätzen, sondern durch den Einsatz von Technik und Wissen in der Fertigung und Forschung. Das erforderliche Know-How hat eine schwieriger zu greifende Lebenszeit als die Bodenschätze. Wenn das Geld in diesen Bereichen durch Steuererleichterungen für Unternehmen, Ausgaben für Forschung und Bildung etc. allerdings eine höhere Rendite bringt als die im Artikel erwähnten 3,7% pro Jahr, ist es dort natürlich besser investiert.

    Dennoch kann ich deine Aufforderung “zu investieren wie die Norweger” für Privatpersonen nur unterschreiben. Ein oder zwei vernünftige ETFs, Geduld und Weitsicht dürften für die meisten Menschen die bessere Wahl sein, als der Besuch bei der Hausbank.

  2. Hallo Nico,

    ich hatte schon von dem Fonds aus Norwegen gehört, aber dein Bericht hat mein Wissen darüber wesentlich verbessert. Es ist schon beeindruckend was man auf die Beine stellen kann, wenn vernünftig und mit Menschenverstand gehandelt wird. Ich gehe auch davon aus, dass die meisten Politiker in dem Land was die Frage der Finanzen betrifft an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten.
    Daran sollten sich unbedingt unsere Politiker ein Beispiel nehmen. Unsere Einnahmen sprudeln zur Zeit auch gewaltig und es wird trotzdem davon gesprochen neue Schulden zu machen. Irgendwas läuft da meiner Meinung doch falsch.

    Gruß Klaus-Dieter

  3. Ein wirklich toller Artikel! Die Daten und Fakten sind sehr interessant und auch der Blick in die Historie gefällt mir sehr gut. Hut ab!

    Einzig bei deinem Fazit “Investiere wie die Norweger” kann ich dir nicht zustimmen. Das ist nämlich aus drei Gründen nicht besonders empfehlenswert:

    1. Der Staatsfonds hat ein riesiges Volumen und dadurch Mitspracherecht bei seinen Beteiligungen. Das ist für uns als Kleinanleger unmöglich.
    2. Die Norweger replizieren einen weltweiten Index und können selbst über die Gewichtung der Anteile bestimmen. Das geht auch nur, wenn das Volumen groß genug ist. Entweder ETF oder das Geld reicht nur für ein paar ausgewählte Aktien.
    3. Allein um die Zusammensetzung mit 5% Immobilien und 30% abbilden zu können, bräuchte man ein Vermögen von 2 Mio. Euro (wenn man annimmt, dass man eine Immobilie für 100k erwerben kann). Ansonsten bleiben wieder nur ETFs und damit ist auch hier das Ergebnis nicht vergleichbar (weder Einfluss auf die Immobilie noch auf ihre Nutzung)

    Zuletzt darfst du nicht vergessen, WOHER die Norweger ihr Vermögen aufgebaut haben. Das kam nicht aus dem Fonds sondern aus der Öl-Industrie. Das heißt, sie haben zuerst ihr EINKOMMEN maximiert und anschließend den Überschuss im Fonds investiert.

    Wer also wie die Norweger investiere möchte, sollte zuerst wie die Norweger sein Einkommen so weit maximieren, dass er überhaupt in der Lage ist, entsprechende Rücklagen zu bilden.

    Das Fazit darf also nicht heißen: Investiere wie die Norweger sondern “maximiere dein Einkommen und investiere anschließend die Überschüsse entsprechend”. Die Norweger haben ihren Fonds nicht durch clevere Geldanlage aufgebaut sondern durch clevere Ölgeschäfte. Der Fonds ist nur ein riesiges Verwaltungsinstrument. Der wahre Ertrag kommt immer noch aus dem Öl-Business.

    Auf jeden Fall ein super spannendes Thema! Freue mich auf mehr 🙂
    VG, Rico

    1. Moin Rico,
      vielen Dank! Aber ich würde die Empfehlung so stehen lassen.

      Ich brauche kein eigenes Mitspracherecht, weil ich als Trittbrettfahrer anderer (größerer) Investoren mitfahre. Ich selber brauche VW nicht auf die Finger zu hauen. Das machen schon meine norwegischen Buddies 🙂

      Und bezüglich Fragen 2) und 3) meine ich genau ETFs um das gleiche (oder ein ähnliches) Resultat zu erzielen. Den FTSE Global All Cap Index brauche ich nicht selber in Einzelaktien nachzustellen. Den kann ich mir auch günstig als ETF ins Portfolio zu holen. Mit REITs in Immobilien investieren. Passiv Anleihen zu kaufen. Was wir nicht schaffen werden sind Management Kosten von unter 0,1%. Das wird bei uns leider etwas teurer werden.

      Klar müssen wir erst mal selber Geld verdienen/sparen, um es dann auch investieren zu können. Aber dann nimmt der Zinseszinseffekt seinen Lauf und der Schneeball beginnt zu rollen. Schau Dir noch mal den Graphen oben mit dem Titel „Accumulated market value“ an. Return und Wechselkursschwankungen waren gemeinsam größer als der (Öl-) Inflow.

      Der Öl-Fonds ist ein Verwaltungsinstrument – aber ein verdammt rentables!

      VG, Nico

  4. Interessant hierzu auch: “So hat der norwegische Staatsfonds als größter Aktieninvestor der Welt jüngst beschlossen, seine Aktienquote weiter von 60 auf 70 Prozent zu erhöhen. Schon jetzt besitzen die Norweger im Schnitt 1,3 Prozent an allen Aktien der Welt und 2,5 Prozent an börsennotierten Firmen in Europa.”
    http://www.faz.net/aktuell/finanzen/internet-boersengaenge/warum-uber-airbnb-und-co-nicht-an-die-boerse-wollen-14503392.html

  5. Ich beschäftige mich seit Jahren mit Nordeuropa und habe auch selbst dort einige Zeit gelebt und dadurch gute Einblicke in die nordische Mentalität bekommen. Aber mit dem von dir angesprochenen Thema (Staatsfonds) habe ich mich bislang bzgl. Norwegen nicht befasst. Sehr spannend!

    Warum so etwas in Nordeuropa funktioniert und nicht bei uns? Hm, schwierig. Am leichtesten lässt es sich vielleicht erklären, wenn man Norwegen als kleines, agiles Startup-Unternehmen sieht und Deutschland als etablierten Großkonzern. Jeder der Mal die Möglichkeit hatte, sowohl ein Startup als auch einen Großkonzern von innen zu sehen, sollte wissen, was ich meine. Die Mühlen im Großkonzern Deutschland mahlen einfach zu langsam. Dazu kommt eine gesunde Laid-Back-Mentalität der Skandinavier und ein glückliches Händchen für innovatives Denken bei solidem Risikomanagement und maximaler Transparenz. Dann ist so etwas möglich.

    Dass in Norwegen nicht alles rosig ist, wurde ja bereits erwähnt. Ich bezeichne das norwegische System gerne als kapitalistischen Kommunismus. Man muss sich trotz des hohen Lohnniveaus doch arg einschränken. Es leben deutlich weniger Menschen in Saus und Braus als bei uns, dafür gibt es aber auch weniger Arme. Das Geld wird einfach gerechter verteilt.

    Über das Thema ließe sich ein ganzes Buch schreiben.

    1. Moin ETF-Sparer,

      toller Kommentar. Der Vergleich Start-up vs. Großkonzern trifft es wirklich gut. Mich erstaunt immer mal wieder, mit was für simplen aber funktionierenden Neuerungen die Kameraden um die Ecke kommen. Sehr inspirierend.

      VG, Nico

  6. Hah! Als hätten wir beide über die letzten Tage hinweg eine Gedankenverbindung gehabt. Auch ich habe mich letzte Woche mal mit dem norwegischen Staatsfonds auseinandergesetzt und u.a. ein Paar Youtube-Videos dazu geschaut. Sehr beeindruckend, was die da machen. Der Fonds hat so viel Geld, dass jeder Norweger theoretisch Millionär ist.
    Dass der Fonds so gut läuft und sich die Politik seit Auflegung daran gehalten hat, die Erdöleinnahmen konsequent da reinzustecken und maximal pro Jahr 2% zu entnehmen, ist vorbildlich. Gerade in einer Demokratie ist das keine Selbstverständlichkeit, besteht doch für jede Regierung stets ein Anreiz ihre Wahlversprechen mit Hilfe der gut gefüllten Kasse zu finanzieren. Es ist daher kein Wunder, dass Staatsfonds üblicherweise von Diktaturen (z.B. Nahoststaaten) geführt werden.

    Ob so etwas auch bei uns möglich ist? Immerhin gab es im letzten Jahr von der hessischen Landesregierung die Idee, das Renten-Umlageverfahren mit einem Fonds zu ergänzen. Was aus dieser Idee mittlerweile geworden ist, weiß ich aber nicht….

  7. Norwegen ist einer der Staaten, wo die Politik am Besten weiß, was für die Bevölkerung gut ist. So leben in Norwegen nicht erwachsende Menschen, die ihre eigenen Entscheidungen treffen, sondern Vater Staat kümmert sich um alles. Das Geld verwaltet Vater Staat gerne, so gehört 25 % des gesamten Warenumsatzes gleich ihm (Mehrwertsteuer). Aber wer denkt, das sei es, den werden noch die Vermögenssteuern draufgelegt, aufs Auto, Immobilien; Bankbesitz. Langfristig soll wohl der Großteil des Geldes vom Staat verwaltet werden, so besitzt im Schnitt jeder Norweger 20.000 $ in bar, während sein Anteil am Staatsvermögen 150.000 $ beträgt. Da die Bürger nicht eigenverantwortlich mit dem Alkohol umgehen können, wird auch dies reglementiert. Und wehe, es wird eine Frauenquote, die erste seiner Art, missachtet. Der Staat weiß wirklich, was am Besten für seine Untertanen ist. Alle sind gleich(gestellt).
    Man merke, der Preis für allgemeinen Wohlstand, er ist die Freiheit.
    Nein Danke.

    1. Moin Longus,

      ich glaube Du unterschätzt hier eine Sache. Der Staat ist nicht irgendein Gebilde, was der Bevölkerung gegen deren Willen ihrer Freiheit beraubt. Der Staat ist was er ist, weil die Menschen ihn so geformt haben wie sie wollen. Es scheint einen großen Konsens für den Sozialstaat zu geben (inklusive Frauenquote). Der Staat spielt dort eine größere Rolle als bei uns (ähnlich in allen nordischen Ländern). Dadurch entsteht auch eine engere soziale Gleichheit. Und damit scheinen die Menschen dort glücklich(er) zu sein.

      Dein Kommentar scheint ja eher kritisch gegenüber dem Öl-Fonds. Was wäre denn dann die bessere Alternative? Das Öl-Geld direkt an die Bevölkerung weiterzugeben, z.B. in Form von Steuersenkungen? Das wurde bereits versucht. Das Resultat war in den 80ern die Wirtschaftskrise durch die Dutch-Desease.

      Ich fände das auch problematisch gegenüber den kommenden Generationen. Es ist unfair, wenn das Öl-Geld von zwei oder drei Generationen verprasst wird und kommende Generationen leer ausgehen. Warum also nicht das Öl zu Geld machen und einen nie enden wollenden Geldstrom erzeugen, der allen kommenden Generationen zu Gute kommt?

      Egal von welcher Seite ich es betrachte, der Öl-Fonds ist und bleibt beeindruckend.

      VG, nico

  8. Netter Beitrag, auch wenn mir ein wenig kritische Distanz fehlt 🙂 Also z.B. aktuell die Auswirkungen des gesunkenen Ölpreises (frag einfach mal bei den Tesla-Niederlassungen in Norwegen nach) oder aber die (wie im weiteren ‘Traumland’ Schweiz) extrem hohen Lebenskosten, die mit dem Wohlstand verbunden sind. Also z.B. dass dort ein Sixpack Bier umgerechnet mal locker 20 € kostet…

    1. Moin, Moin,

      der Artikel dreht sich ja in erster Linie um die Anlagestrategie des Fonds. Auch wenn es sich vielleicht so liest, es keine Liebeserklärung an Norwegen 🙂

      Die Lebenshaltungskosten sind hoch und hängen wohl auch mit dem Öl zusammen. Es wurde zwar versucht die Inflation unter Kontrolle zu halten dadurch, dass die Erträge größtenteils außer Landes gehalten werden. Aber es ist halt auch eine Industrie entstanden mit sehr hohen Löhnen. Und die treibt auch das generelle Lohnniveau und damit die Inflation. Unter anderem deshalb ist Norwegen auch deutlich teurer als Schweden.

      VG, Nico

  9. Danke für den tollen Beitrag! Der Staatsfonds war mir bekannt, aber nicht die ganzen Details.

    Nach der Freude über dieses gelungene Projekt der Norweger kommen beim Blick auf Deutschland gleich Ernüchterung und sogar Trauer auf.

    Bei uns: absolut undenkbar. Es wären Politiker mit wenig Egoismus und viel Weitsicht nötig. Dazu kommt, dass so ein großer Topf Geld bei den üblichen Verdächtigen zu – gelinde gesagt – starken Begierden führte. Die Deutschen sind zwar fleißig, aber sie sind auch sehr gut im Geld sinnlos ausgeben (EEG-Umlage, Sozialindustrie die alles und jeden pampert etc.).

    Also müssen wir alle selber ran – oder zumindest die, die den Schuss gehört haben…

  10. Hallo Nico,
    Sehr schön geschriebener und gut recherchierter Artikel – war eine Freude ihn zu lesen!
    Finde die klare Asset Allocation des Norwegischen Pensionsfonds und die konsequente Umsetzung der Strategie. Gleichzeitig aber auch die Flexibilität von Anleihen wegzugehen und schritteweise auch in Immobilien-Assets umzuschichten.
    Ich bin selbst auch davon überzeugt, dass eine klar aufgestellte Asset Allocation und ihre stetige Umsetzung ein Kernerfolgsfaktor für den Vermögensaufbau sind – siehe auch folgender Artikel, der ja vielleicht relevant sein könnte: https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/10/06/welche-investments-soll-ich-taetigen-fuenf-goldene-regeln-fuer-die-richtige-asset-allocation/
    In diesem Sinne – lasst uns wie die Norweger investieren 😉
    Viele Grüße,
    FF

  11. Ein super Artikel! Interessant wird es sein, wie man die nachhaltig gefallenen Ölpreise kompensieren wird. Schlussendlich sehen wir eine schleichende Abkehr vom Öl aufgrund der aufkommenden Elektromobilität. Ich bin gespannt, wie der Fonds damit umgehen wird, sobald die Zuflüsse abnehmen.

    1. Selbst wenn irgendwann nichts mehr eingezahlt wird, bleibt immer noch das jetzige Einkommen aus den Kapitalerträgen erhalten, den Sozialstaat zumindest einigermaßen aufrechterhalten erhalten zu können. Alleine die Dividendeneinnahmen sind ja schon gewaltig für so eine recht kleine Volkswirtschaft. Das kann ihnen keiner mehr nehmen, außer sie selbst.

  12. Die Anlagestrategie macht natürlich Sinn. Wenn der Anlagehorizont in Jahrzehnten gemessen wird, führt an einem hohen Anteil Aktien kein Weg vorbei. Gut für die Norweger, wenn sie mit diesem Teufelszeug kein Problem haben.

    Erstaunlich finde ich dabei die Selbstbeschränkung der Politiker. Egal wie stark die Steuereinnahmen bei uns steigen, es wird immer mehr Geld ausgegeben als hereinkommt und es herrscht auch kein Mangel an weiteren Ideen, was uns die Politiker mit unserem Geld noch alles Gutes tun können. Da hätte ein solcher Topf doch nur bis zum nächsten “dringenden Notfall” Bestand. Oder sind die Damen und Herren im Norden nur besonders phantasielos?

  13. Hey,
    davon hatte ich schon gelesen gehabt. Finde wirklich gut was die Norweger tun. Für mich genau der richtige Schritte. Hätte so etwas gerne in Deutschland gehabt für die Rente statt diesen blöden Riester Quatsch. Dann wäre ich wohl auch bereit sogar dort Geld einzuzahlen.

    Bei den ETF’s ist es doch eigentlich einfach. ETF World/EM, ETF Anleihen Welt und ETF REITS. Müsste ja in etwa so hinkommen.

    Wie gesagt fände gut, wenn jedes Land so etwas bieten würde. Also vor allem mal langfristiger denkt und nicht nur an die nächsten vier Jahre.

    Gruß,
    mafis

    1. Moin Mafis,

      ich kann mir das nur so erklären, dass es in Norwegen ein wirkliches Vertrauen in die politische Klasse gibt und sich dieses Vertrauen auch irgendwo wieder zurückspiegelt. Die soziale Gleichheit scheint auch mit reinzuspielen und nicht zuletzt die Tatsache, dass es halt einen riesigen Batzen Kohle gibt, von dem zumindest 4% verteilt werden kann.

      Trotzdem undenkbar bei uns (und den meisten anderen Ländern) – aber offensichtlich nicht unmöglich.

      VG, Nico

  14. Hi Nico,

    ich bin täglich in der Welt der deutschen Finanzblogs unterwegs. Und ich kann sagen: Dein heutiger Beitrag ist mit das Beste, was ich in diesem Jahr gelesen habe. Sehr informativ, toll geschrieben und die Grafiken sind auch klasse! Hut ab und herzlichen Dank!

    Ich find’s klasse, was die Norweger machen!
    In Deutschland würden wohl Zehntausende auf die Straßen gehen und demonstrieren, wenn Steuergelder in Aktien angelegt werden würden.

    Viele Grüße, Stefan

    1. Moin Stefan,

      vielen Dank! Ein wirklich tolles Lob.

      Ich gebe Dir völlig recht. Bei uns wäre so etwas undenkbar. Interessanterweise habe ich bei der Recherche auch irgendwo gelesen, dass die Aktienquote der Norweger ähnlich niedrig sein soll wie bei uns. Das würde die Sache ja noch viel erstaunlicher machen. Selber nicht ran trauen, aber die Kronjuwelen den Fondsmanagern überlassen 🙂

      VG, nico

    2. Könnte es nicht besser in Worte fassen. 1+

      Zum Öl-Fond:
      Man muss immer noch bedenken, dass die Norweger süße ~6 Millionen Einwohner haben, da kann man seinen Sozialstaat mit 800 Milliarden an Fondsgröße locker leisten. In Deutschland würde das anders aussehen.

      Gruß
      Raphael

      1. Warum genau sähe das anders aus?
        Klar würden dann keine 800 Mrd. ausreichen, aber wenn ein entsprechend großer Fonds bei uns aufgelegt werden würde, könnten auch unsere Ausgaben für Soziales gedeckt werden.

        Immerhin sind Steuereinnahmen und Wirtschaftskraft unseres Landes ebenfalls entsprechend größer als bei den Norwegern.

        Gruß
        ETF-wahl

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